Rezension

Gewohnt souveräner historischer Kriminalroman

Der letzte Tod -

Der letzte Tod
von Alex Beer

Bewertet mit 4 Sternen

Der Hafenmörder aus guten Kreisen

Im Herbst des Jahres 1922 geht in der österreichischen Hauptstadt Wien alles kontinuierlich den Bach hinunter, die Inflation ist auf einem Rekordniveau, die normale Bevölkerung leidet Hunger und Wohnungsnot und das kriminelle Pack ist auf dem Vormarsch. Normalerweise hätte Inspektor August Emmerich auch ohne seinen neuesten Fall alle Hände voll zu tun, doch eine in einem alten Tresor entdeckte Leiche, die anscheinend lebendig dort hineingesperrt und dann nicht wieder hinausgelassen wurde, weckt seinen Einsatzeifer. Selbst der ihm zugeordnete Psychologe Sándor Adler, der Licht in die dunklen Seelen der Mörder bringen soll, muss Emmerich genau so erleben, wie jeder andere auch: ungehobelt aber entschlossen. Während Adler von einem Serienmörder ausgeht, begeht der vermeintliche Täter Selbstmord und der Fall könnte geschlossen werden, allerdings sind sich die Inspektoren Emmerich und Winter fast sicher, dass die einfache Lösung hier nicht die richtige sein kann. Und tatsächlich entdeckt man nur wenig später, den nächsten Leichnam in einer Kiste, doch diese befindet sich im ungarischen Hafen und nicht in Österreich. Wer könnte über Grenzen hinweg morden und das nach dem immer gleichen modus operandi?

Meinung

Dies ist bereits der fünfte Band aus der historischen Kriminalreihe um den Inspektor August Emmerich. Die vorherigen Bände habe ich innerhalb kürzester Zeit im vergangenen Jahr konsumiert und mich immer bestens unterhalten gefühlt. Zum einen sind die Fälle in sich abgeschlossen, man muss also nicht immer den fiesen Cliffhänger erwarten, zum anderen lebt diese Reihe durch die Protagonisten, die ebenso speziell wie liebenswürdig dargestellt werden. In allen Bänden dominiert trotz düsterer Stimmung ein humorvoller Unterton und gerade die Vielschichtigkeit der Personen, die sich im Laufe der Zeit weiterentwickeln, bietet hier den Mehrwert. 

Fazit

Ich vergebe gute 4 Lesesterne für diesen eher klassischen, historischen Kriminalroman der neben einer ansprechenden Krimihandlung auch wieder ein facettenreiches Bild der vergangenen Zeit entwirft, angefangen beim verarmten Adel, hin zu neuer Dekadenz, über die Sorgen der einfachen Bürger und die erstarkenden politischen Bewegungen.

 Alles wirkt sehr authentisch und unterhaltsam, man könnte sich auch eine Verfilmung gut vorstellen, weil der detaillierte Schreibstil vor allem das alltägliche Leben der Menschen einfängt und dem Leser näherbringt. An dieser Reihe bleibe ich definitiv dran.

 Ganz so spannend wie in anderen Ermittlungsarbeiten der Bände 1-4 war es hier zwar nicht, was aber auch daran liegen mag, dass der Zufall dem Inspektor tatsächlich mehr als einmal zu Hilfe kam. Dafür hat mir die Darstellung des privaten Herrn Emmerich sogar besser gefallen, als Leser habe ich mittlerweile ein umfassendes Bild seines Charakters vor Augen und verfolge gespannt seinen Weg weiter.