Rezension

Eine Geschichte in einer Geschichte in einer Geschichte

Bis ans Ende der Geschichte - Jodi Picoult

Bis ans Ende der Geschichte
von Jodi Picoult

Bewertet mit 3 Sternen

Das Thema Holocaust ist einfach schrecklich, ob man es erlebt hat oder nicht, man mag es sich nicht vorstellen. Die bekannte Autorin greift das Thema auf in ihrer Geschichte rund um Sage Singer und Josef Weber.

Sage ist eine junge Bäckerin, sie übt ihren Beruf mit Leidenschaft aufs. Sie lernt den überall beliebten pensionierten Lehrer Josef Weber kennen. Doch trotz ihres großes Altersunterschiedes entwickelt sich eine Freundschaft zwischen ihnen - bis sie hinter sein Geheimnis kommt. Er bittet sie um einen großen Gefallen, welchen sie ihm eigentlich nicht erfüllen kann. Wenn sie es tut, hat das nicht nur moralische sondern auch gesetzliche Folgen. Sie steht vor einem Dilemma, denn wo sind die Grenzen zwischen Verbrechen, Vergehen, Gerechtigkeit, Vergebung oder Gnade?

Also gleich vorweg - das ist keine Lektüre für Zwischendurch. Sie geht unter die Haut und hinterlässt auch große Beklemmung. Wer hier dem Klappentext folgt, kann sich nicht ganz sicher sein, was einem erwartet. Es fehlt der entscheidende Hinweis, dass es eine Geschichte aus dem Holocaus ist. Eigentlich ist es eine Geschichte in einer Geschichte in einer Geschichte. Wir haben hier die junge Sage, eine Jüdin, die mit dem Judentum eigenlich gar nichts groß zu tun haben will. Sie schanzt sich von der Menschheit ab, indem sie nachts bäckt, wo sie niemandem über den Weg läuft. Das tut sie, weil eine Narbe ihr Gesicht verunziert und sie sich absolut hässlich fühlt und das niemandem antun möchte. Dennoch hat sie eine Affäre mit einem verheirateten Mann, der sie scheinbar hübsch findet und sie auch liebt. Eigentlich ist sie bodenständig, intelligent und fest ins Leben integriert. In einer ihrer Schicht lernt sie Josef kennen, den alten pensionierten Lehrer. Sie trifft sich öfters mit ihm und auch bei ihm daheim zum Kaffee. So bittet er sie um einen Gefallen und erzählt ihr aus seiner Vergangenheit, wie er dem Reich gedient hat. Da erinnert sie sich, dass ihre Großmutter Opfer des Holocaust war, eine Überlebende hiervorn ist. Sie hört sich auch ihre Geschichte an, als diese sie erzählt.

Mich selbst hat etwas gestört, dass der Hinweis auf dem Klappentext fehlt, um was speziell es hier geht, nämlich dem Holocaust. Doch vielmehr geht es um die Schuldfrage, um die Vergebung und Gnade und was verzeihbar ist und was nicht, was ist gerechtfertigt? Die Geschichte ist ohne Frage schwer vedaulich, wenn man sich richtig hineinliest. Sie ist keine leichte Lektüre, zumal es drei verschiedene Geschichten in einem sind. Einmal das Heute, das Damals und dann wäre da noch die Geschichte der Oma, die diese geschrieben hat. Alles gehört natürlich zusammen und muss auch so sein, dennoch hinterlassen allesamt ein beklemmendes Gefühl, mir selbst ist hier und da ein Tränchen gerollt. Denn so traurig es auch ist, es ist noch trauriger, dass dies tatsächlich passiert ist.

Die Autorin schreibt wie immer flüssig, locker und man kann sich total mit der Protagonistin identifizieren. Sie hat hier ein schwieriges, moralisches Thema aufgegriffen. Man findet zwar leicht hinein, aber nur schwer wieder hinaus. Ich wusste jetzt lange nicht, wie oder was ich dazu schreiben soll, es hat mich doch sehr mitgenommen - denn die Geschichte ist auch ein Teil unserer Geschichte. Manchmal kam es mir auch in die Länge gezogen vor, so dass es den Lesefluss etwas gestoppt hat.

Empfehlen kann ich dieses Buch denen, die wissen worauf sie sich einlassen und nicht ganz so schwache Nerven in Hinsicht auf unsere Geschichte haben.