Rezension

Eine interessante Grundidee, die etwas unausgereift ist

E.J. und das Drachenmal - Anika Oeschger

E.J. und das Drachenmal
von Anika Oeschger

Glaubt ihr an das Schicksal? Dass ein Moment, eine Tat oder eine zufällige Begegnung euer ganzes Leben verändern kann? Dass euer Leben in vorbestimmten Bahnen verläuft, ein Ereignis alles verändern kann, aber ihr keine Möglichkeit habt, etwas zu verändern? Bei Emilia Jane scheint es fast so. Denn nachdem die 16-Jährige sich an einem Artefakt schneidet, geschehen merkwürdige Dinge, die sie regelrecht aus der Bahn werfen. Anfangs glaubt sie an Zufälle. Doch als sich ihr Körper auf eine sehr befremdliche Weise verändert, wird dieser Glaube erschüttert. Denn welches normale Mädchen kann ihre Bettdecke ohne jegliches Zutun in Brand setzen? Allerdings sind das noch die harmloseren Veränderungen. Emilia Jane, die lieber E.J. genannt werden möchte, landet mit einer Vielzahl von dubiosen und erschreckenden Nebenwirkungen auf der Quarantänestation der Stadtklinik. Aber auch dort kann man sich die Symptome nicht erklären und E.J. wird nach kurzer Zeit wieder entlassen. Jetzt liegt es an E.J. sich auf die Suche nach Erklärungen für dieses Phänomen zu machen, ohne den Hauch einer Ahnung, welche Fähigkeiten und Kräfte in ihr schlummern und welche Gefahren damit verbunden sind.

Vor einigen Wochen habe ich ein paar Verlagsprogramme nach interessanten Büchern durchgesehen. Da mir mal wieder nach einer fantastischen Geschichte aus dem Jugendbuch-Bereich war, deren Thematik sich nicht mit den üblichen Klischees dieses Genres beschäftigt, musste ich lange suchen. Gut - auf das eine oder andere Klischee lasse ich mich gerne ein; jedoch soll die Grundidee etwas erfrischender sein als die üblichen. Nach langem Suchen blieb ich in dem Programm der Riverfield Verlags – ein Verlag, der Bücher und Geschichten für Menschen verlegen möchte, die nicht nur spannend und fesselnd, sondern auch einzigartig sind – hängen. Ein Titel ist mir, wegen des schönen Covers, sofort ins Auge gestochen: "E.J. und das Drachenmal" von Anika Oeschger, einer 17-jährigen Debütautorin aus der Schweiz. Als ich die Zusammenfassung ihrer Geschichte las, war ich absolut überzeugt, in diesem Buch eine Idee mit viel Potenzial und außergewöhnliche Elemente zu finden.
Anika Oeschger beginnt ihr Debüt in einem einfachen Stil, mit einer sehr interessanten und spannenden Szene – einem Albtraum von E.J., der dem Leser eine Vorahnung auf die folgende fantastische Handlung gibt. Nach diesen spannenden Zeilen wird die Handlung jedoch etwas zäh und es folgen viele schmucklose Passagen, die uns Leser langsam ans fantastische Geschehen und ihre literarischen Figuren heranführen sollen. In diesen Kapiteln erzählt E.J. sehr ausschweifend von ihrem (Liebesleben-)Teenager-Alltag. Hier hätte sich Oeschger gerne etwas kürzer fassen können und nicht zu sehr ins Detail gehen brauchen. Nach einigen gelesenen Kapiteln nimmt die Dynamik der Geschichte zu und die lang ersehnten Fantasy-Elemente bereichern die Handlung. Allerdings wirken viele Passagen zusammenhangslos herunter erzählt und lassen einen roten Faden vermissen. In einigen Abhandlungen hatte ich das Gefühl, das es sich die Autorin sehr einfach machen wollte mit ihren Erklärungen, da sie auf mich unlogisch wirkten. Am Ende wirkt dieses Buch, wie eine in-sich-geschlossene Geschichte. Oeschger lässt jedoch viel Raum für den Leser, die Geschichte für sich fortzusetzen.
Die Autorin führt ihre Charaktere immer nach einem Schema ein: Sie beschreibt äußerliche Merkmale in einer sich stets wiederholenden Reihenfolge. Viel über die eigentliche Persönlichkeit gibt Anika Oeschger allerdings nicht preis. Deswegen wirken die Protagonisten sehr starr und undurchsichtig. Obwohl ich die literarische Hauptfigur etwas besser kennenlernen durfte, bin ich nicht warm mit ihr geworden. E.J. ist in ihrer Persönlichkeit sehr widersprüchlich und ihre Reaktionen auf einige Ereignisse waren für mich oft nicht nachvollziehbar und warfen viele Fragen auf. Auch ihre Fähigkeit, sich komplett ihrer Gefühle zu entledigen. Genauso schnell, wie sie sich verliebt, entliebt sie sich auch wieder.
Anika Oeschger hat in ihrem Debüt "E.J. und das Drachenmal" bewiesen, wie kreativ sie sein kann. Ihre Idee setzt sich deutlich von anderen aus diesem Genre ab und wird vor allem Leser aus der Zielgruppe begeistern können. Ich persönlich habe die Geschichte als unausgereift empfunden. Ich bin mir aber sicher, dass wir von der 17-jährigen Autorin noch einiges erwarten dürfen.