Rezension

Eine Journalistin ermittelt auf der Heimat-Insel ihres Vaters ...

Die Toten von Thunder Bay -

Die Toten von Thunder Bay
von Douglas Skelton

Bewertet mit 4.5 Sternen

Rebecca Connolly kommt als Journalistin auf die schottische Insel Stoirm, um eine Zeugin in einem aktuellen Verfahren zu interviewen. Weil zugleich Roddie Drummond zur Beerdigung seiner Mutter auf der Insel erwartet wird, verspricht sich Rebecca auch neue Erkenntnisse im 15 Jahre alten ungelösten Mordfall Mhairi Sinclair. Damals war Roddie aus Mangel an Beweisen freigesprochen worden, obwohl einige Einwohner ihn für den Täter hielten. Rebecca hat nicht nur gute Beziehungen zu Chaz, dem jungen Fotografen von Stoirm, sondern auch ihr Vater stammt von der 3000-Einwohner-Insel. Da Vater Connolly standhaft über seine Kindheit schwieg und über sein Motiv, die Insel für immer zu verlassen, ist es für Rebecca neu, dass dort der Grundbesitzer in Luxustourismus investieren will, der den Einwohnern jedoch keine Einkünfte bringen wird. Dem „Laird“ sitzen bei seinem Projekt verdächtige Gestalten im Nacken, denen er offenbar etwas schuldet, aber auch Naturschützer und andere Kritiker. Eine Journalistin in der Bürgerversammlung hat Henry gerade noch gefehlt. Auch der pensionierte Polizist, der u. a. damals ermittelte, hält nichts davon, dass eine Außenstehende ihre Nase in Insel-Angelegenheiten steckt.

In Rückblenden kommen mehrere Zeugen als Sprecher zu Wort, die Rebecca aus der Zeit berichten, als Mhairi tödlich verletzt in Thunder Bay gefunden wurde. Vor Rebecca liegt ein kompliziertes Beziehungsnetz, in dem das Opfer mit einem Mann lebte, der nicht der Vater ihres Kindes war, und in dem krumme Geschäfte gemacht wurden, die zumindest Roddie kein Glück brachten. Rebecca stößt jedoch stets auf konsequentes Schweigen, sowie sie ihren Namen nennt oder wenn es um die beteiligten „Familien“ geht. Familienangelegenheiten rechtfertigen offenbar alles – exakt damit hatte sich Rebeccas Vater stets Gesprächen über Stoirm entzogen. Die Pfarrerin scheint nun die einzige Quelle zu sein, aus der Rebecca erfahren kann, warum ihr Vater nie wieder nach Stoirm zurückkehrte.

Douglas Skeltons Serienauftakt nutzt ein vertrautes Setting, in dem Bewohner einer Insel nicht wahrhaben wollen, dass ein Straftäter einer von ihnen sein muss, eine vertraute Person. Durch den Wechsel zwischen Rückblicken verschiedener Figuren und dem aktuellen Konflikt um ein Luxus-Resort erhält die Handlung Tempo. Die Lösung wird schließlich aufgedeckt, jedoch nicht unbedingt ermittelt. Neben romantischem Inselfeeling als Kulisse, hinter der Gewalt und Kriminalität lauern, kann der erste Fall für Rebecca Connolly auch sprachlich punkten.