Rezension

Eine Kindheit auf dem Land

Mühlensommer -

Mühlensommer
von Martina Bogdahn

Bewertet mit 2 Sternen

Maria ist auf einem Bauernhof aufgewachsen, mit all der Idylle und Härte, die man sich vorstellen kann. Mittlerweile ist sie erwachsen, hat zwei Töchter und wohnt in München. Sie ist gerade zu einem Urlaub in den Bergen aufgebrochen, als sie erfährt, dass ihr Vater nach einem schweren Unfall im Krankenhaus liegt. Maria macht sich sofort auf den Weg zum Hof, um ihre Mutter zu unterstützen. Dabei wird sie mit Erinnerungen an ihr Aufwachsen und das Leben auf dem Land konfrontiert.

Im Prinzip besteht das Buch aus vielen kleinen Anekdoten aus der Kindheit der Protagonistin, immer wieder unterbrochen von eher kurzen Passagen aus der Gegenwart, in denen es im späteren Verlauf auch zu Konflikten kommt. Wir erfahren in den Rückblicken von Marias Kindheit auf dem Bauernhof, von wichtigen Bezugspersonen und Tieren, von Peinlichkeiten, Entbehrungen und kleinen Glücksmomenten. Diese nostalgischen Rückblicke sind liebevoll gezeichnet, manchmal witzig und immer entschleunigend - für meinen Geschmack zu entschleunigend. Sie laufen immer nach dem gleichen Schema ab, bedienen mehr oder weniger Klischees vom Landleben und haben mich leider zunehmend weniger interessiert. Mir fehlte hier die Tiefe. Dabei war mir die erwachsene Maria sehr sympathisch. Zu gerne hätte ich mehr von ihr und ihrem Leben erfahren. Eine alleinerziehende Frau mit zwei Töchtern, die in einer Werbeagentur arbeitet, die einen Klassenaufstieg hinter sich hat und nun Care- und Erwerbsarbeit jongliert und in einer teuren Großstadt lebt. Leider bleibt dieser Teil ihres Lebens sehr blass.

Ein weiterer Kritikpunkt waren für mich die vielen grafischen Szenen, in denen Tieren Leid angetan wurde. Das ist sicherlich realistisch, hat für mich dann aber in sogenannter „Wohlfühlliteratur“ wenig zu suchen, zumindest nicht in diesem Ausmaß und Detail. Unter anderem erfahren wir auf mehreren Seiten von toten Katzen, geschlachteten Schweinen, Totgeburten, kranken Kühe und ganz am Ende gibt es noch eine für mich sehr verstörende Szene mit einem Reh.

Das war leider einfach nicht mein Buch. Ich kann es Personen empfehlen, die gerne einen unaufgeregten, humorvollen und leicht lesbaren Roman über eine Kindheit am Land lesen möchten. Jedoch muss ich eine Inhaltswarnung für Gewalt an Tieren aussprechen.