Rezension

Eine kleine Welt mit großen Problemen.

Die Terranauten - Tom Coraghessan Boyle

Die Terranauten
von Tom Coraghessan Boyle

Bewertet mit 5 Sternen

In der Wüste Arizonas lassen sich 8 Menschen für 2 Jahre in eine künstliche Ecospähre einschließen und versuchen dort zu überleben. Außer dem Sonnenlicht und Strom darf in dieser Zeit nichts in die Ecospähre rein, aber auch nichts raus. Die 4 Männer und 4 Frauen wurden für diese 2. Mission sorgfältig aus einem Pool von 16 ausgesucht und vorbereitet, nachdem die 1.Mission durch einen Unfall vorzeitig abgebrochen werden musste.
Boyles Roman setzt noch vor dem Einschluß der Gruppe, nämlich zur Bekanntgabe der ausgewählten Kandidaten, ein. 2 Terranauten berichten aus ihrer Sicht von den Ereignissen drinnen, aber auch eine "Nichterwählte" kommt zu Wort und schildert die Überwachung durch die "Mission Control".

Bald schon wird deutlich, wie schmal der Grad ist, auf dem die Insassen sich "bewegen" und überleben können. Trübes Wetter lässt die Sauerstoffproduktion der Pflanzen sinken, das Atmen wird zur Bergtour. Zur ersten richtigen Krise aber kommt es nach einem Stromausfall, als der Kuppelmechanismus nicht mehr funktioniert und die Temperaturen unaufhaltsam steigen. Fischbestände und Korallen leiden.

Das größte Risiko für dieses Projekt aber, welches eine Zukunft auf dem Mars testen soll, ist der Mensch selbst. Hinter all den Fassaden von Wissenschaftlichkeit und Zukunftsdenken, menschelts doch halt sehr. Zogen alle anfangs noch am selben Strang, entzünden sich bald an Banalitäten, aber auch Nahrungsknappheit, erbitterte Streitereien. Auch die Nachrichten von draußen tragen nicht zum Frieden bei und verstärken Missgunst und Neid.

Ausgerechnet das "gute" Miteinander zweier Terranauten verursacht die größte Katastrophe für die ganz Gruppe. Mission Control hat aber nichts Besseres zu tun, als auch dieses Missgeschick für die Presse auszuschlachten... die Situation eskaliert.

Boyle schafft es in seinem Roman nicht nur das Bewusstsein für unsere Umwelt neu zu schärfen, sondern wirft auch wieder einen sezierenden Blick auf die Gesellschaft, mit all ihren Eitelkeiten und Egoismen. Selbstbetrug und Wankelmut kommen deutlich zum Vorschein und halten uns allen den berüchtigten Spiegel vor die Nase. Ein Roman, der Spaß macht, aber auch ein wenig die Hoffnung nimmt, einen Ausweg zu finden, ohne uns grundsätzlich ändern zu wollen.

 

Kommentare

wandagreen kommentierte am 29. Dezember 2018 um 16:58

Ha, ich fand es auch spannend. Mir hätte es aber noch besser gefallen, wenn man von allen Beteiligten erzählt bekommen hätte.