Rezension

Eine Liebe, die trägt

Wenn wir heimkehren -

Wenn wir heimkehren
von Andrea Heuser

Bewertet mit 5 Sternen

ein langsamer, tiefgründiger Roman von Schuld und Verdrängung

1952 bekommt der Maurermeister Wilhelm den Auftrag, in einem Zimmer eine Wand einzuziehen. Er kann diesen Auftrag nicht verstehen, wird die Wand doch Licht, nein Helligkeit wegnehmen. Das Licht spielt auch eine Rolle, als er die Bewohnerin Margot anschaut,die ihm danach nicht mehr aus dem Kopf geht.

Andrea Heuser beschreibt in ihrem „autobiografisch grundierten, generationenübergreifenden Roman“ (aus dem Klappentext) die Geschichte von Margot und Wilhelm. Margot stammt aus dem Luxemburger Großbürgertum. Als sie mit 17 ein uneheliches Kind erwartet, muss sie ihr Elternhaus verlassen und ist nach dem Scheitern der arrangierten Ehe auf sich allein gestellt. Wilhelm stammt aus kleinen Verhältnissen, in denen die Mutter das Sagen hat und hat als Soldat im Krieg körperliche und seelische Wunden davon getragen. Trotz der Unterschiede verlieben sich die beiden, trennen sich und finden wieder zueinander.

Über fast sechs Jahrzehnte erzählt die Autorin diese Liebesgeschichte, beginnen mit dem Jahr 1952, endend mit Margots Tod 1999. Rückblenden verdeutlichen sowohl Margots als auch Wilhelms Leben vor der ersten Begegnung. Fast sachlich und teilweise sehr detailliert berichtet Andrea Heuser aus dem Leben der Protagonisten, zu denen u.a. auch Margots Sohn Fred, und Johan, zunächst ihr Geliebter, dann ihr zweiter Ehemann gehören. Gefühle schimmern durch, dennoch bleiben ihre Charaktere seltsam unnahbar. Diese Unnahbarkeit passt vor allem zu Margot und Wilhelm mit ihren jeweiligen Traumata. Wer zur Enkelgeneration gehört, weiß, dass viel verschwiegen wurde und Familiengeheimnisse spät oder gar nicht zur Sprache kamen.

Erst die Enkelin Lara kann ihre Gefühle zeigen. Als sie die Großeltern fragt, wie sie sich kennengelernt haben, wird sehr deutlich was Margot und Wilhelm verbindet. Für mich ist dieser Absatz die schönste Stelle im Roman.

Fazit: ein langsamer, tiefgründiger Roman von Schuld und Verdrängung