Rezension

Kunstvoll und episch

Wenn wir heimkehren -

Wenn wir heimkehren
von Andrea Heuser

Bewertet mit 3 Sternen

Dieses Buch hat auf jeden Fall Qualitäten. Ich mag den Erzählstil sehr, der originell und eindringlich Atmosphäre schafft. Die Beschreibungen sind lebendig, man hat das jeweilige Ambiente plastisch vor Augen. Nur macht das allein noch kein gutes Buch.

Der Kern der Geschichte ist spannend. Margot war es gewohnt, als Tochter aus gutem luxemburger Hause behandelt zu werden, bis der Krieg und ein uneheliches Kind ihr Leben auf den Kopf stellt und sie nach Nazideutschland vertreibt. Künftig ist es klüger, sich Margarete zu nennen.

In den 50er Jahren heißt sie wieder Margot, mit „t“, und landet in einer tragischen Dreiecksbeziehung, hin- und hergerissen zwischen Liebe, Verlangen und Versorgtseinwollen. Ihr Sohn Fred hatte bis dahin auch einiges zu erdulden.

Das ist der Teil des Buches, der anrührt und fesselt und darauf hätte man es vielleicht beschränken sollen. Das letzte Drittel möchte daraus aber ein Familienepos machen und spinnt die Geschichte noch über zwei Generationen weiter mit großen Zeitsprüngen, im Schnelldurchlauf, was die Aussage verwässert und auch nicht mehr sehr interessiert, lernt man doch die weiteren Figuren kaum kennen.

Generell finden sich in diesem Buch einige Stilmittel, die zwar klug erdacht, dann aber überstrapaziert werden. Man wird regelmäßig in eine neue Situation geworfen, eine neue Zeit, ein neuer Ort, unbekannte Personen, die natürlich einfühlsam und auch ausführlich beschrieben werden, nur wie es dazu kam erfährt man durch die Gedanken der Protagonisten, Reflexionen, Erinnerungen, manchmal nur hingetupft, impressionistisch. Natürlich ist so etwas kunstvoll, hinterlässt aber den Eindruck, es passiert rein gar nichts in diesem Buch. Die Gegenwart besteht im Grunde nur aus Ambiente und die Handlung ist schon passiert. Der Leser weiß längst, wie es ausgeht, bevor er weiß, was geschah. Besser kann man Spannung nicht ausbremsen.

Authentische Musik durchweht das Geschehen zu jeder Zeit, auch das ist eine hübsche Idee, die schnell verpufft und dann nervt, wenn man sie zu exzessiv einsetzt.

Obwohl dieses Buch schön geschrieben ist und eine fesselnde Geschichte erzählt, fand ich es leider zäh und zu ausführlich. Vielleicht hat es sich ein bisschen zu viel vorgenommen.

Kommentare

wandagreen kommentierte am 28. September 2021 um 20:16

Oh, ja, das kann gut sein. Wäre gut, wenn Andrea dies lesen würde.