Rezension

eine Liebeserklärung an das Rotpelzchen

Bob, der Streuner - James Bowen

Bob, der Streuner
von James Bowen

Bewertet mit 5 Sternen

London, 2007: James Bowen, Strassenmusiker im Methadon-Drogenentzug, schlägt sich mehr schlecht als recht im Leben. Da findet er im Treppenhaus seines Wohnhauses den abgemagerten Kater (oder findet der Kater James?) und das Leben würde nicht wieder das gleiche sein.

Erster Eindruck: Ein schöner, roter Kater mit einem Wollschal auf dem Cover – süß. Bei den einzelnen Kapiteln ist jeweils eine Katze abgebildet.

Die Geschichte von James Bowen mit seinem Kater Bob ist wohl den meisten ein Begriff, so natürlich auch mir. Ich habe die beiden auch schon im Fernsehen gesehen. So war ich auf deren Geschichte gespannt. Das deutsche Buch wird aktuell in der 24. Auflage herausgegeben (2016); zudem wurde die Geschichte in 26 Sprachen übersetzt und millionenfach verkauft!

Strassenmusiker, Zeitschriftenverkäufer oder auch Bettler gehören irgendwie zum heutigen Strassenbild. Und hinter jedem einzelnen dieser Menschen steht eine eigene Geschichte. Etliche Schicksale werden ähnlich sein, wie das von James, aber doch ist jeder Mensch einzigartig.

Zehn Jahre lang war James Bowen ganz unten: Er war heroinsüchtig, beging Diebstähle, um seine Sucht befriedigen zu können, war obdachlos. Dann konnte er dank eines Drogenentzugsprogramms auf Methadon umsteigen und erhielt eine kleine Sozialwohnung. Und schon bald darauf trat der rote Kater in sein Leben. James teilte das wenige Geld, das er mittlerweile mit Strassenmusik verdiente, mit Bob. Als dieser eines Tages krank war, versuchte James am Bibliothekscomputer herauszufinden, woran Bob wohl leiden würde. Aber: „Ich hatte ganz vergessen, dass es nicht empfehlenswert ist, medizinische Webseiten zu durchforsten. Nichts als Horrorszenarien!“ (S. 169).

Der Weg nach oben ist nicht einfach und James hat etliche Hürden und Stolpersteine zu überwinden. Ich fand diese Aussagen sehr bewegend:
- „Er hat mir den Mut zurückgegeben, Fremden zu vertrauen und an sie zu glauben.“ (S. 172)
- „Es war genug. Mein Leben ging mich wieder etwas an. Es war Zeit für eine Veränderung.“ (S. 203)

Für mich war es sehr berührend, zu lesen, wie dieser Kater dafür sorgte, dass James wieder Mut fasste, Nächstenliebe erfuhr, einem geregelteren Tagesablauf nachging und dann sogar das Methadon absetzte, um nach zwei harten Entzugstagen auf ein Medikament umsteigen konnte, das fortan immer weiter reduziert würde, bis er vollständig frei davon leben könnte. Die Geschichte war sehr flüssig zu lesen, auch wenn das Geschriebene nicht immer schöne Bilder vor meinen Augen entstehen liess – die Strasse ist im wahrsten Sinne ein hartes Pflaster. Das ganze Buch ist eine grosse Liebeserklärung an Bob!