Rezension

Eine Lieblingsreihe, die mich immer noch packen kann

Ein Pakt mit dem Teufel - Anne Perry

Ein Pakt mit dem Teufel
von Anne Perry

Bewertet mit 5 Sternen

London, 1867: Eine Frau wird ermordet und gräßlich verstümmelt auf einem Pier gefunden. Zunächst muss William Monk von der Wache Wapping der Thames River Police herausfinden, wer die Tote überhaupt ist. Zenia Gadney lebte zurückgezogen, bekam aber regelmäßig Besuch von einem Mann, der sie offenbar aushielt. Dieser, Dr. Joel Lambourn, hatte vor einigen Wochen Suizid begangen – hatte das die Tote auf die Straße getrieben, und damit ihrem Mörder in die Hände? Lambourns Ehefrau glaubt nicht an Suizid, doch kann sein Tod kaum mit Zenia Gadneys Tod in Zusammenhang stehen – oder doch?

Neben der Reihe, die das Ehepaar Pitt im Zentrum hat, habe ich auch immer schon gerne die mit den Monks gelesen, aber leider in den letzten Jahren pausiert, nun endlich habe ich begonnen, die beiden Reihen weiterzulesen, und es war für mich schnell wie ein Wiedersehen mit lang vermissten Freunden. Im ersten Band trafen Monk, der damals sein Gedächtnis verloren hatte, und Hester, die als Krankenschwester gerade aus dem Krimkrieg nach Hause gekommen war, erstmals aufeinander. Nun, im achtzehnten Band, sind sie, nach vielen Aufs und Abs ein glückliches Paar, Hester leitet eine Klinik für Straßenmädchen, Monk ist der Leiter der oben genannten Wache und die beiden haben einen Straßenjungen bei sich aufgenommen.

Natürlich ist auch der Anwalt Oliver Rathbone wieder Teil der Geschichte, den es gerade privat schwer getroffen hat, was auch an seinem Selbstbewusstsein knabbert. Nachdem Monk jemanden verhaftet hat, übernimmt Rathbone die Verteidigung, was einen harten Kampf bedeutet, den er kaum gewinnen kann. Dieser Kampf im Gerichtssaal nimmt einen großen Teil des Romans ein, der seine Spannung u. a. daraus zieht, wie die Geschworenen letztlich entscheiden werden. Dabei stellt man sich als Leser:in natürlich auch auf eine Seite.

Anne Perry erzählt sehr detailreich, aus verschiedenen Perspektiven und immer nah an ihren Charakteren. So kann man z. B. Oliver Rathbones inneren Kampf mit sich selbst verfolgen, er hadert stellenweise damit, das Mandat in diesem Fall übernommen zu haben, er ist sich nicht immer über seine Strategie klar, ist manchmal unsicher und hat zudem mit privaten Problemen zu kämpfen. Mir gefällt das, denn so kommen mir die Charaktere sehr nahe.

Wie immer in Anne Perrys Romanen ist ein großer Anteil Gesellschaftskritik enthalten. Dieses Mal dreht sich viel um das Thema Opium, das damals das einzige Schmerzmittel war, das wirklich Hilfe versprach, insbesondere bei starken Schmerzen. Es war freiverkäuflich und seine Dosierung unklar. Da es auch bei Kindern, sogar Säuglingen, z. B. bei Bauchschmerzen oder beim Zahnen verwendet wurde, kam es relativ häufig zu Todesfällen. Zudem waren die „Opiumkriege“ kein Ruhmesblatt für Großbritannien, und es steckte eine Menge Geld dahinter – hier treffen eine Reihe Interessen aufeinander.

Auch nach längerer Pause konnte ich mich direkt wieder in die Reihe einfinden, William und Hester Monk, sowie Oliver Rathbone sind für mich wie alte Bekannte, und es war schön, sie wiederzutreffen. Dazu gibt es einen komplexen Kriminalfall, Gesellschaftskritik, eine gelungene Auflösung und viel subtile Spannung, so dass ich den Roman zufrieden beenden konnte und mich auf den nächsten Band freue.