Rezension

Eine nie dagewesene Weltenschöpfung

Die zerbrochene Welt - Ralf Isau

Die zerbrochene Welt
von Ralf Isau

Bewertet mit 4.5 Sternen

Vor dem Lesen war ich zunächst etwas skeptisch was die Genre-Sortierung betrifft: Da ist die Welt Berith. Einst ein Planet, wie man sich ihn vorstellt, doch ein Ereignis namens „der große Weltenbruch“ machte aus Berith eine Reihe von Planeten-Splittern, die in einer großen Sphäre auf bestimmten Bahnen ihre Kreise ziehen. Durch diese Sphäre kann man nur mit bestimmt Tieren reisen, da dort nicht jeder atmen kann. So wird sie auch als ätherische Sphäre bezeichnet. Doch Berith wird von einer Vielzahl verschiedener Rassen bevölkert, die sich nicht nur durch Aussehen oder Charakterzüge unterscheiden, nein auch ihre Anatomie ist z.T. eine gänzlich andere: So gibt es die durch Kiemen atmenden Anthische, die mit Kiemen und Lungen ausgestatteten Einwohner Zeridias oder gar die Kirries, die unterirdisch hausen und Zwergen nicht unähnlich sind. All diese verschiedenen Wesenheiten leben auf verschiedenen Inseln/Splittern. Somit war mein erster Eindruck, als hätte ich ein Science-Fiction-Buch in der Hand und keine Fantasy. Doch dieser Eindruck täuscht. Isau schafft mit Berith eine einzigartige Fantasy-Welt, die ich so bisher noch nicht erlebt habe. Betont wird dies nicht nur durch eine spezielle Flora und Fauna, das gehört ja schon zum Standartrepertoire der Weltenschöpfung, nein auch das Magiesystem ist einzigartig, da es gar keine Magie ist, sondern der Wille, der hier Magisches vollbringt.
Isaus Schreibstil ist flüssig, verständlich und bildhaft. Selbst die absurdesten Welten schafft er durch seine Beschreibungen von Bauten, „Menschen“ und Tieren vor den Augen des Lesers entstehen zu lassen. Das Buch ist spannend gestaltet und beinhaltet einige interessante Wendungen, die die Spannung hoch halten. Schön ist auch die etwas andere Herangehensweise an das Thema Liebe: Taramis verliert seine Verlobte bereits am Anfang des Buches und ist nun getrieben von Rache, was er jedoch stets als “Wille nach Gerechtigkeit” bezeichnet. Dies macht das Buch auch auf diesem Gebiet zu etwas Besonderem, da es nicht sofort die altbekannten Klischees vom Finden der großen Liebe bedient.
Die zerbrochene Welt ist der Auftakt einer Trilogie. Es ist jedoch so sehr in sich abgeschlossen, das man nach der Lektüre gar nicht weiß, wie es weitergehen soll. Sicher, sind manche Handlungsstränge noch nicht abgeschlossen, doch einen Hinweis darauf wie genau es weitergeht erhält man nicht. So kann man ganz entspannt warten, bis die Fortsetzungen erscheinen und es brennt nicht unter den Nägeln genau diesen Handlungsstrang endlich beendet zu sehen. Das ist gut, denn wenn man mit dem nächsten Teil beginnt – der eh zwölf Jahre nach Band eins spielen wird, wie der Homepage des Autors zu entnehmen ist – fehlen einem nicht irgendwelche wichtigen Details zur laufenden Geschichte.
Am Ende des Buches ist ein übersichtlich gestaltetes Register der Begriffe und Personen angefügt, das sicherlich gut und hilfreich ist, doch eigentlich recht überflüssig, da der Autor im Fließtext eigentlich alles ausreichend erklärt.
Leider gab es keine Karte zur Lage der Inseln zueinander, das hätte das Lesen vereinfacht. Auch eine Karte zur Tempelinsel hätte ich als hilfreich empfunden.

Fazit: Ralf Isau zeigt mit diesem Buch, dass er ein genialer Weltenschöpfer ist. Solch eine andersartige Welt und so vielfältig begabte und aussehende Humanoide habe ich nicht erwartet. Die Handlung ist rund und spannend und durch die vielen neuen Sachverhalte irgendwie anders, als alles, was ich bisher gelesen habe.