Rezension

Eine poetische Liebesgeschichte, bei der Düfte eine große Rolle spielen

Der Duft von Schokolade - Ewald Arenz

Der Duft von Schokolade
von Ewald Arenz

Bewertet mit 5 Sternen

Eine zauberhafte magische Symphonie aus Düften und Bildern, eine Liebesgeschichte aus dem K&K-Wien und viele Pralinen ;-)

Ursprünglich wollte ich zwei Warnungen an den Anfang setzen: Die eine: Wer viel Handlung braucht, für den ist dieses Buch nicht geeignet und der braucht hier gar nicht weiter zu lesen. Er/sie wird es langweilig finden. Doch das muss ich gleich einschränken, denn zum Ende hin wird es noch richtig spannend. So habe ich es jedenfalls empfunden.

Das zweite: auf dem Cover sollte ein Aufkleber sein: 'Vorsicht. Das Lesen dieses Buches könnte zu übermäßigem Schokoladen- und Pralinengenuss und somit zur Gewichtszunahme führen. Lesen auf eigene Gefahr.'

Doch worum geht es eigentlich? Der erste Satz:

'Im Frühjahr 1881 quittierte der Leutnant August Liebeskind nach fast zehn Jahren den Dienst in der kaiserlichen und königlichen Armee Österreich-Ungarns.' (9)

Somit ist der zeitliche Rahmen klar und es muss natürlich Wien sein, wo die Geschichte spielt. Der junge Mann hat keine ernsthaften Kriegseinsätze gehabt und will in die Schokoladenfabrik seines Onkels eintreten. Doch zuerst einmal liegt 'ein unabsehbar langer Sommer' vor ihm, 'ein Meer von Zeit' (15), die große Freiheit.

Wir nehmen an seinen Erinnerungen und Eindrücken teil, die von besonderer Art sind, denn er hat den absoluten Geruchssinn. Er nimmt Düfte wahr, die andere nicht riechen können und es stellen sich Bilder, Träume und Sehnsüchte ein. Das wird in solchen sinnlichen wunderbaren Worten beschrieben, dass man nur staunen kann, wo der Autor das alles her nimmt und wie er es schafft, auch dem Leser etwas von diesem sinnlichen Genuss zu vermitteln. Die ausschweifenden Beobachtungen und Beschreibungen haben mich kein bisschen gelangweilt, sondern ich empfand sie als besonderen Genuss.

August ist allerdings noch unentschlossen, was er mit seinem Leben anfangen, ob er wirklich in der Schokoladenfabrik des Onkels anfangen soll. Das ändert sich, als er sich in die schöne Elena Palffy verliebt, eine eigenwillige, unkonventionelle junge Frau.

Und jetzt wird August kreativ. Aus der Sommerfrische mit seiner Familie schickt der 'Schokoladenoffizier, der Pralinenoffizier' Elena jeden Tag ein Päckchen mit einer Praline in besonderer Verpackung, ein Duftgeschenk der besonderen Art. Eine schönere Liebeserklärung kann man sich kaum vorstellen. Aber: die Dame ist verheiratet und wegen des dubiosen Verschwindens ihres Offiziers-Ehemannes während eines gemeinsamen Auslandsaufenthaltes wird es eine Untersuchung geben.

Wie es nun weiter geht, muss jeder selber lesen. Etwas Schlimmes passiert und stellt das Leben von August auf den Kopf. Die Ereignisse überstürzen sich und außer weiterhin sinnlichen Dufterlebnissen und poetischen Bildern wird es spannend. Wie wird es mit Elena und August weiter gehen? Wird es ein gutes Ende nehmen?

Eines darf verraten werden: August wendet sich der Pralinenherstellung zu, lernt es von der Pike auf und stellt Kreationen her, die 'wie Märchen aus Schokolade' sind (168).

Zum Schluss noch ein paar sprachliche Pralinen, die mir ausnehmend gut gefallen haben:

'Die Luft im Raum fühlte sich fast flüssig an, so als könnte man seine Hand durch sie bewegen und hinter ihr würden sich die Düfte in Wirbeln vermischen. (215)

'Die Bäume wirkten, als hätte man in ihre Zweige lichtgrüne Schleier geworfen.' (17)

'… dann war ein kleines Gefühl durch seinen Magen gegangen, als ob er von innen heiß angehaucht würde, wie Glut aus einer plötzlich geöffneten Ofenklappe.' (53)