Rezension

Eine Reise in die Vergangenheit

Der Mitternachtsgarten - Victoria Fox

Der Mitternachtsgarten
von Victoria Fox

Bewertet mit 4 Sternen

Lucy Whittaker, die nach einem Skandal vor den Scherben ihres Lebens steht, würde London lieber heute als morgen verlassen. Da kommt ein Jobangebot aus der Toskana, wo sie als Hausmädchen arbeiten kann, gerade recht. In dem alten, abgeschiedenen Castillo Barbarossa angekommen lernt sie allerdings nur Adalina, die Assistentin der ehemals berühmten Schauspielerin Vivien Lockhart, kennen. Als sie ein altes Tagebuch findet, regt sich ihre Neugier und sie beginnt, den Dingen auf den Grund zu gehen. Nach und nach kommt sie hinter ein Familiengeheimnis und einer Tragödie auf die Spur. Aber auch sie lässt ihre Vergangenheit lange Zeit nicht los.

 

Victoria Fox hat einen so anschaulichen, bildhaften und ausdrucksstarken Schreib- und Erzählstil, dass ich recht bald in der Geschichte drin und total gefesselt war. Da ich immer häppchenweise erfahre, was sich in Lucys und Viviens Vergangenheit abgespielt hat, bleibt der Spannungsbogen immer weit oben und straff gespannt.

Zwei Zeitebenen wechseln sich ab und erzählen durch Lucy ihre Geschichte, die mich nicht so ganz angesprochen hat, im hier und jetzt. Die Geschichte von Vivien dagegen im Rückblick auf die Vergangenheit ab 1972 empfinde ich als sehr interessant und spannend. Beide haben ihre ganz persönlichen Geschichten, die sich nach und nach vor mir ausbreiten.

Eine unheimliche, nahezu bedrohliche Stimmung beherrscht weite Teile der Geschichte und ich spüre beim Lesen, dass hier etwas Unheilvolles geschehen sein muss. Tiefe Abgründe tun sich auf und ganz langsam kommen Geheimnisse ans Licht, die ich so nicht erwartet habe. Ich kann vor allem mit Vivien mit leiden, mit ihr fühlen, mit fiebern, manchmal mit ihr lächeln, lese in ihren Gedanken und bin immer an ihrer Seite. Bis zum Schluss.

Die bildhaften wunderschönen Beschreibungen der toskanischen Landschaft habe ich genossen und sie wurde vor meinem inneren Auge gut sichtbar. Vor allem den gruseligen Fischmaul-Brunnen, der in der Geschichte eine tragende Rolle spielt, habe ich noch genau vor Augen.

 

Ein interessantes Geschichte zweier sehr unterschiedlicher Frauen, ein spannendes und gut aufbereitetes Familiendrama, das mich zu weiten Teile gefesselt hat und bei dem ich manchmal auch gruselige Lesemomente hatte. Eine atmosphärisch dichte Geschichte mit einem traurigen, aber auch hoffnungsvollen Schluss, die ich gerne weiterempfehle.