Rezension

Eine schwedische Familiengeschichte

Hannas Töchter - Marianne Fredriksson

Hannas Töchter
von Marianne Fredriksson

Bewertet mit 3 Sternen

In ihrem Roman „Hannas Töchter“ erzählt Marianne Fredriksson die Lebensgeschichte dreier Frauen in Schweden: Hanna (geb. 1871) wird als Zwölfjährige vergewaltigt und fortan als Hure beschimpft. Eine Flucht gelingt ihr erst, als sie die Frau des Müllers wird, der auch ihren unehelichen Sohn adoptiert. Hannas Leben ist geprägt von Entbehrungen und der Abhängigkeit der Frauen von ihren Männern. Ihre Tohcter Johanna (geb. 1902) wächst nach dem Tod des Vaters in der Stadt auf und erlebt mit, wie sich die Klassengesellschaft langsam auflöst und Frauen ein etwas eigenständigeres Leben führen konnten. Ihre Tochter Anna (geb. 1937, Hannas Enkelin) ist irgendwie unzufrieden und rastlos in ihrem Leben. Für eine Recherche zu ihrem Buch begibt sie sich auf Spurensuche über das Leben ihrer Mutter und Großmutter und lernt dabei viel über sie. Im Nachhinein kann sie die beiden nun besser verstehen, vor allem, welche Erlebnisse sie prägten.
Marianne Fredriksson beschreibt vor allem Hannas Leben sehr ausführlich und der Wandel der schwedischen Gesellschaft wird einem sehr deutlich vor Augen geführt. Alle drei Frauen sind auf ihre Weise stark, auch weil sie obendrein die Charakterschwächen oder Eigenschaften ihrer Männer ausgleichen müssen.
Dennoch habe ich mich phasenweise beim Lesen gelangweilt und konnte mich vor allem in Anna kaum hineinversetzen, weil ihr Leben schon von modernem Komfort und den lapidaren Problemen der Nachkriegswohlstandsgesellschaft dominiert war. Die Beschreibung von Hannas und Johannas Leben war interessanter, obwohl dem Leser zu Zustände zu früheren Zeiten und die Unterschiede in Liebe/Ehe schon längst bekannt sind. Zumal die schwedische Geschichte im Vergleich mit anderen europäischen Ländern auch nicht viele hervorstechende Ereignisse zu bieten hat.
Was ich vom Roman mitnehme: Mütter und Töchter haben oft unterschiedliche Ansichten und reagieren mit Unverständnis aufeinander. Doch es ist wichtig, dass man die Lebensgeschichte seiner Mutter/Großmutter kennt und versteht, welche Ereignisse sie prägten. Leider gelingt dies Anna im Buch erst nach dem Tod ihrer Mutter.
Alles in allem Kann ich das Buch für alle empfehlen, die gerne Familiengeschichten lesen.