Rezension

Eine sehr bewegende und herzzerreißende Geschichte über den Schmerz, die Trauer und den Verlust eines geliebten Menschen.

Ich lebe, lebe, lebe - Alison McGhee

Ich lebe, lebe, lebe
von Alison McGhee

Bewertet mit 5 Sternen

"Deine Schwester und du , ihr hattet einen Unfall. Die Erde hätte aufhören müssen, sich zu drehen, doch das tat sie nicht. Die Erde dreht sich weiter.
Wie ist das möglich, dass die Erde sich einfach immer weiter dreht? Bei einem Erdbeben in Indien kommen tausend Menschen um, und die Erde dreht sich weiter. Bei einer Hungersnot in China kommen eine Million Menschen um, und die Erde dreht sich weiter. Die Zwillingstürme des World Trade Center knicken um, und die Erde, die Erde dreht sich weiter." (Seite 8)

Es dämmerte schon an jenem Abend im Winter, als Rose und ihre große Schwester Ivy einen schweren Unfall hatten. Jetzt liegt Ivy schon seit einigen Monaten im Koma und wird nur noch von den Maschinen am Leben gehalten. Rose, 17 Jahre alt, kommt jeden Nachmittag gemeinsam mit William T. ins Pflegeheim, um bei ihrer Schwester zu sein. Seit dem Tag im März, der das Leben der Familie komplett auf den Kopf gestellt hat, war ihre Mutter nicht einmal im Krankenhaus, um ihre Tochter zu besuchen. Sie geht arbeiten und macht Überstunden, um dem Leben und den Gedanken an ihre Tochter Ivy zu entkommen.
Rose hingegen versucht mit dem Schmerz des Verlustes zu leben, und muss schon bald wieder dem Schulalltag gegenübertreten. Dies fällt ihr nicht leicht, denn sie weiß nicht, wie sie mit den Blicken und dem Geflüster der Anderen umgehen soll. Immer wieder erlebt Rose den schrecklichen Unfall, wie der hellblauer Truck in das Auto der beiden Schwestern schlitterte.

"Ich lebe, lebe lebe" ist eine sehr emotionale Geschichte, in der Rose einen Weg sucht, ihre geliebte Schwester gehen zu lassen und ihr eigenes "normales" Leben weiterzuführen. Gleich zu Anfang erfährt der Leser vom schrecklichen Unfall der beiden Schwestern und ist in der Geschichte gefangen. Rose und Ivy, die ein sehr inniges Verhältnis zueinander hatten. Immer wieder gibt es Rückblicke in die gemeinsame Vergangenheit und man lernt die beiden Schwestern kennen. Und auch der Unfall ist immer gegenwärtig. Durch die ständigen Wiederholungen und das Wiedererleben des Unfalls wird die Zerrissenheit und Trauer von Rose sehr gut wiedergegeben. Rose, die ohne die Unterstützung ihrer Mutter klar kommen muss, denn diese hat sich seit dem schrecklichen Unfall eingekapselt und versucht sich durch ihre Arbeit abzulenken. Zum Glück ist da noch der nette Nachbar William T., der Rose zur Seite steht. Er begleitet sie ins Pflegeheim und sieht immer wieder nach dem Rechten.

Das Buch ist mit gerade einmal 160 Seiten kurz, einfach, und schnell zu Ende gelesen. Bleibt einem aber noch lange im Gedächtnis.
Alison McGhees Schreibstil ist fantastisch: stark, poetisch und nie gezwungen. Sie weiß, wie man den Leser anspricht und schreibt sehr emotional.

"Ich lebe, lebe, lebe" ist eine sehr bewegende und herzzerreißende Geschichte über den Schmerz, die Trauer und den Verlust eines geliebten Menschen, die ich zutiefst empfehlen kann.