Eine slawische Heldensage wird zur brutalen Realität!
Bewertet mit 4 Sternen
Für ein Debüt hat Jens Östergaard hier wirklich einen guten Start hingelegt, denn diese Grundidee, einen Schizophrenen eine slawische Sage nachspielen zu lassen, ist wirklich außergewöhnlich und schrecklich zugleich.
Sein Schreibstil ist ebenfalls grossartig, sehr flüssig und auch leicht zu verfolgen. So kann er den Leser fesseln.
Die Protagonisten sind gut, aber nicht sehr tief beschrieben. Thomas Nyland arbeitet trotz Krankschreibung und Stichverletzung wie besessen an dem Fall. Natalja Rudowa wirkt zuerst sehr zurückhaltend und leicht introvertiert, leidet aber auch noch sehr am Tode ihres Vaters und wird im Laufe des Romans umgänglicher. Ihre innere Kraft spürt man besonders im Showdown. Allerdings hätte auch ihr etwas mehr Charakter gut getan.
Der Spannungsbogen erhält durch einen rasanten Anfang ein hohes Niveau, das dann leider auch nicht gehalten werden kann. In der Mitte gibt es einen Hänger und erst zum Ende gibt es einige actiongeladene Szenen, die jedoch eindeutig vorhersehbar sind.
Nun aber zur Grundidee mit den slawischen Heldensagen: die diversen fremd klingenden Namen der Sagenfiguren und deren verschiedene sinnbildliche Bedeutung haben mich doch sehr gefordert. In diese Namen musste ich mich erst einmal einlesen und eindenken. Manche Sagen waren mir schlicht und einfach zu viel! Es hätten meiner Meinung nach einige detaillierte Sagengestalten und deren Habitus ausgereicht, um den Täter zu erklären.
Das liest sicher nicht jeder Leser mit Begeisterung.
Aus meiner Sicht kann ich dieses Debüt unter der oben genannten Einschränkung mit der Sagenwelt gut empfehlen. Hier punkten das einzigartige Motiv und der sympathische Ermittler Thomas Nyland und versprechen ein spannendes Leseerlebnis. Diesen Autor und seine nachfolgenden Bücher werde ich im Auge behalten.