Rezension

Eine spannende, anspruchsvolle und verzwickte Story über Geheimbünde und die Neonazi-Szene. Waffenkäufe, drohende Attentate, Louise Boní ermittelt.

Im weißen Kreis - Oliver Bottini

Im weißen Kreis
von Oliver Bottini

Bewertet mit 4 Sternen

Hinweise über illegale Waffenkäufe versetzen die Freiburger Kripo in Alarmbereitschaft. Droht ein Attentat? Wer oder was ist das Ziel? Kriminalhauptkommissarin Louise Boní ermittelt und folgt schon bald ersten Spuren in die Neonazi-Szene. 

Meine Meinung:

Ich bin sofort tief in die Geschichte eingetaucht. Der Prolog ist genial geschrieben. Die kurzen, knackigen Sätze sind prägnant und treffen meinen Geschmack. 
Der Schreibstil ist definitiv etwas besonderes. Er ist einzigartig und ich empfinde ihn literarisch anspruchsvoll. 

Die Spannung knistert durchgehend und sie ist geprägt von vielen Spannungshöhepunkten, die mich manches mal überrascht, erschreckt und berührt haben. Viele geheimnisvolle Wendungen und gefährliche Verstrickungen gestalteten die Geschichte angenehm unvorhersehbar.
Die Protagonisten sind zahlreich und dennoch ist die Geschichte keineswegs mit ihnen überladen. Auch wenn der ein oder andere Protagonist nur kurz in Erscheinung tritt, so spielt auch dieser seine gewichtige Rolle und stellt ein unverzichtbares Puzzleteil in der Handlung dar.
Die Hauptprotagonistin, Kriminalhauptkommissarin, Louise Boní fällt besonders durch ihre Charaktereigenschaften auf. Sie ist stark und doch verletzlich. Sie ist mutig und empfindet dennoch Angst. Äußerlich ist sie eine gestandene Frau, die ihre Meinung ohne Rücksicht laut ausspricht, aber ihre Seele ist einsam, verletzt und voller Selbstzweifel. Sie ist mir sehr sympathisch.
In dieser Handlung gibt es einige rote Fäden die sich durch das Buch ziehen. Beispielsweise vermisst Louise aus tiefster Seele ihren ehemaligen Vorgesetzten, der sie sozial kompetent und leistungsfordernd in ihrem Beruf begleitete. In ihren Gedanken taucht er immer wieder auf und ist so weiterhin präsent.
Diese gesellschaftskritische Geschichte spielt in unserer jetzigen Zeit. Motive und Täter sind in der rechtsradikalen Neonazi-Szene zu finden, die zusätzlich von weiteren Gruppierungen und geheimen Bünden gespeist werden, die den Verfassungsschutz auf den Plan rufen. Besonders deutlich wird hier, dass es dem Verfassungsschutz nicht vorrangig um die Wahrheit einer Aufklärung geht, sondern politische Machtspiele maßgeblich sind.
Louises Recherchen zu illegalen Waffenkäufe deuten darauf hin das Kabangu das Opfer sein wird. Kabangu stammt aus Ruanda, wo einst Deutsche Kolonialherrschaft das Leben prägte. Als Leser erlebe ich so eine geschichtliche Auffrischungskur über Hutu und Tutsi, äußerst interessant.
Bei den zahlreichen Gruppierungen war ich ab und zu etwas überfordert. Nicht weil ich diese nicht kannte oder inhaltlich nicht verstand, sondern weil ich das Zusammenspiel einzelner Protagonisten und dessen politische Denkweisen nicht bis ins Detail folgen konnte. 

In sich ist diese Geschichte schlüssig, nur in manchen Details fehlten mir bis zu letzt Auflösungen, was mir jedoch in keiner Weise die Lesefreude nahm.

Mein Fazit:
Ein sehr interessanter Krimi, der äußerst fesselnd und spannend ist. Ich empfehle ihn sehr gern jedem, der etwas anspruchsvollere Handlungen liebt und sich für die heutigen problematischen Radikalisierungen interessiert.