Rezension

Eine spannende Bestandsaufnahme griechischer Realität

Zurück auf Start - Petros Markaris

Zurück auf Start
von Petros Markaris

Petros Markaris schreibt nicht nur spannende Kriminalromane, sondern betrachtet und kommentiert in jedem seiner Bücher auch die gesellschaftspolitischen Verhältnisse in Griechenland. Diese sind seit einiger Zeit nicht weniger spannend und bergen durchaus Potential für einen Krimi in sich. 

„Zurück auf Start“ ist im Original bereits 2012 erschienen d.h. man könnte eigentlich davon ausgehen, dass die Beschreibung der wirtschaftlichen Lage nicht mehr topaktuell ist. Aber wenn man die Handlung im Detail anschaut, stellt man fest, dass sich in den vergangenen drei Jahren – auch nach der Wahl des neuen Premierministers – kaum etwas verändert hat. Die Wirtschaft liegt weiterhin am Boden, das Land ist total verschuldet und kann die Kredite nicht zurückzahlen, und Änderung ist weit und breit nicht in Sicht.

Es ist diese Ausgangssituation, die Andreas Makridis dazu bringt, seinen Beitrag zum griechischen Aufschwung beizutragen. Er ist Deutsch-Grieche, und als solcher erträgt er es kaum, das Land so vor die Hunde gehen zu lassen. Mit privaten Investitionen in alternative Energieformen glaubt er die Wende zu schaffen. Doch es sind Illusionen, denen er sich hingibt, denn ohne Korruption und Schmiergelder sind seine Pläne von vornherein zum Scheitern verurteilt. Und schließlich treibt ihn die Aussichtslosigkeit seiner Bemühungen in den Selbstmord. Oder wurde dieser etwa nur inszeniert, um einen Mord zu verschleiern?

Mit dieser Situation muss sich der ewige Brummler Kommissar Kostas Charitos auseinandersetzen, als ein Bekennerschreiben auftaucht. Verfasst wurde es von einer ominösen Gruppierung, die sich als „Griechen der fünfziger Jahre“ bezeichnet. Es stellt sich die Frage, ob es den Angehörigen dieser Organisation tatsächlich nur darum geht, den „alten Werten“ wieder Geltung zu verschaffen, oder ob etwa andere Interessen dahinterstehen. Eine gehörige Portion Zweifel muss erlaubt sein, denn es gibt weitere Opfer.

Und auch aus der rechten Ecke droht Unheil, denn Katerina, Charitos‘ Tochter, die sich für Flüchtlinge engagiert, wird von einem Neonazi zusammengeschlagen, der der  „Goldenen Morgenröte“ angehört. Und während seinen Ermittlungen muss der Kommissar feststellen, dass deren Einflussbereich sich offenbar bis in höchste Polizeikreise erstreckt.

Wenn man den neuen Kriminalroman von Petros Markaris liest, kann man ein leises Unbehagen nicht vermeiden. Er weiß, wovon er schreibt und hat offenbar feine Antennen für leiseste Veränderungen, die sich in der griechischen Gesellschaft anbahnen. Von daher gilt es, Tsipras und seiner Regierung die Daumen zu drücken und zu hoffen, dass sie mit ihren Reformvorhaben nicht scheitern. Denn die Gefahr aus der rechten Ecke ist nicht zu unterschätzen.

Eine spannende Bestandsaufnahme griechischer Realität – Lesen!