Rezension

Eine spannende Geschichte über ernste Themen

Flashback
von Britta Keller

Bewertet mit 4 Sternen

Bei diesem Buch sprach mich als Erstes der Titel an - »Flashback - Verraten«. Nachdem ich den Klappentext gelesen hatte, interessierte es mich brennend, was Mason in den drei Wochen, die ihm in seiner Erinnerung fehlen, widerfahren war. Und was man als Leser*in im Verlaufe der Geschichte mitbekommt, ist wirklich nichts für schwache Nerven. Deshalb an dieser Stelle eine WARNUNG: Dieser Roman ist nicht für sehr junge Leser*innen geeignet, ich empfehle ihn ab ca. 16 Jahren. Dieses Buch durfte ich als Rezensionsexemplar lesen.

Darum geht's in »Flashback - Verraten«:

»Masons Status als Sohn des amerikanischen Filmstars Rouven Gardner ist den Mitschülern wichtiger als er selbst. Selbstzerstörerische Gedanken treiben den 17-Jährigen in eine Abwärtsspirale aus Drogen und Alkohol, bis er eines Tages im Krankenhaus erwacht. Er erfährt, dass er drei Wochen als vermisst gegolten hat, nur fehlen ihm jegliche Erinnerungen an diese Zeit.

Verfolgt von schlimmen Flashbacks und aufdringlichen Paparazzi, flüchtet er schliesslich nach Montana. Auf der abgelegenen Farm seiner Verwandten versucht er sich zu erholen, doch wiederkehrende Erinnerungen bringen ihn an seine Grenzen. Unerwartet bekommt er Besuch von Luana, seiner besten Freundin, die seine Gefühlswelt zusätzlich durcheinanderbringt. Denn plötzlich empfindet er mehr für sie, als ihm lieb ist.« 

Original-Klappentext

 

Meine Meinung: 

Schon auf den ersten Seiten wird man als Leser*in direkt in die Geschichte hineinkatapultiert und erlebt Masons Wandel zum enttäuschten, verzweifelten und sich einsam fühlenden Jugendlichen hautnah mit. Es ist gut nachvollziehbar, warum er den Alkohol und die Drogen seiner neuen Freunde Natascha und Silvio annimmt - weil er einfach nicht mehr weiter weiss. Beeindruckend fand ich bei diesen Szenen, wie nahe die Autorin vermutlich am tatsächlichen Erleben von Jugendlichen in solchen Situationen schreibt. Grosses Kompliment dafür!

Auch der angenehm flüssige Schreibstil trägt viel dazu bei, dass Leser*innen ein Kapitel nach dem anderen lesen möchten. Der Autorin ist eine gute Mischung aus Dialogen, Beschreibungen und Schilderungen der Gedanken der Protagonisten gelungen, nicht zu vergessen natürlich die Flashbacks. Die Geschichte wird aus der Sicht von Mason und Luana, seiner besten Freundin, erzählt. Beim Schreibstil kann ich nur kritisieren, dass es einige Beschreibungen (z.B. wie Zimmer aussehen) nicht unbedingt gebraucht hätte. An einigen Stellen war es für mich ein wenig ein »Durcheinander«, wenn z.B. zuerst die Protagonisten miteinander sprachen und erst im Nachhinein der momentane Ort oder die Tätigkeiten beschrieben werden. Insgesamt störte dies den Lesefluss jedoch kaum.

Als Mason nach drei Wochen Verschwinden plötzlich wieder auftaucht und sich an nichts aus dieser Zeit erinnern kann, litt ich mit ihm mit. Es muss unglaublich schlimm sein, im Unklaren darüber zu sein, was passiert ist. Aber noch brutaler war es für Mason natürlich, als durch die Flashbacks einige Erinnerungen zurückkamen. Diese werden in der Geschichte sehr genau geschildert und sind wirklich nichts für schwache Gemüter oder zu junge Leser*innen - an dieser Stelle deshalb noch eine Warnung.

Die Flashbacks waren es aber auch, die die Geschichte sehr spannend machten. Ich habe mit Mason mitgefiebert und mit ihm gemeinsam versucht, Zusammenhänge zu erkennen und so herauszufinden, was geschehen ist. Bei den beschriebenen Szenen ist es kein Wunder, dass Mason jeweils eine ganze Weile braucht, um mit diesen neuen Erinnerungen zurechtzukommen. Deshalb war ich auch froh, dass die Autorin uns zwischendurch Atempausen gegönnt hat.

Abgesehen von der Entführungsgeschichte dreht sich das Buch vor allem darum, wie Mason lernt, mit den Erlebnissen aus diesen drei Wochen zu leben und sich langsam ein neues Leben aufzubauen. In diesem Zusammenhang lernen wir Leser*innen viele tolle Charaktere kennen, z.B. Masons Verwandte in den USA oder seine neuen Freunde. Besonders gefallen hat mir Kelly - die kleine Cousine von Mason hätte ruhig mehr Auftritte haben dürfen, ich fand sie einfach goldig! 

Die beiden Protagonisten Mason und Luana haben mir gut gefallen. In ihrem Erleben wirkten sie sehr authentisch auf mich, ich konnte ihre Gedanken und Handlungen meistens gut nachvollziehen. Vielleicht wirkte Mason zwischendurch ein wenig unnahbar für mich, was aufgrund seiner schlimmen Erinnerungen jedoch sehr verständlich ist. Auch eine Charakterentwicklung - vor allem bei Mason - war deutlich spürbar, was ich sehr toll fand.

Zwei kleine Minuspunkte gibt es für mich. Einerseits ging es mir mit der Liebesgeschichte zwischen Mason und Luana etwas zu schnell, vor allem in Zusammenhang mit Masons Misstrauen gegenüber anderen Menschen und Berührungen. Andererseits wirkte die Sprache auf mich manchmal zu »erwachsen« - bei einigen Formulierungen kann ich mir nicht vorstellen, dass 17-, 18-jährige Jugendliche sich tatsächlich so ausdrücken würden.

 

Fazit:

»Flashback - Verraten« ist ein stellenweise brutaler, Gänsehaut-erregender Roman über einen Jugendlichen, der Zuflucht und Vertrauen in neuen Freunden und Drogen suchte und das Gegenteil fand. Eindrücklich wird Masons Weg zurück in ein »normales« Leben beschrieben, wobei seine beste Freundin, seine Familie und seine Freunde einen grossen Teil beitragen. Ein paar kleine Kritikpunkte gab es für mich in der ansonsten runden und spannenden Geschichte, deshalb gibt es gute vier Sterne.