Rezension

Eine spannende und fesselnde Geschichte

Marthas Mission - Kerry Drewery

Marthas Mission
von Kerry Drewery

Inhalt:
Martha wurde des Mordes an Jackson Paige beschuldigt. Mit einer Waffe in der Hand wurde sie vor der Leiche des vom Volk geliebten Wohltäters vorgefunden. Auch hat sie die Tat umgehend gestanden. Sieben Tage wird Martha nun in sechs verschiedenen Zellen verbringen, bis sie letztlich in der Todeszelle Nummer sieben auf dem elektrischen Stuhl hingerichtet werden soll. In der Fernsehshow „Death is Justice“ wird jeden Abend über diesen Fall gesprochen. Das Publikum wird nach einer ausgiebigen Analyse aufgefordert per SMS, Internetvoting oder Telefonanruf abzustimmen, ob Martha leben oder sterben soll. Dieses „demokratische Urteil“ soll über Schuld oder Unschuld der Verurteilten entscheiden.
Nur wenige stellen sich die Frage, ob das Mädchen nicht vielleicht doch unschuldig sein könnte.

Schreibstil:
In Marthas Widerstand findet sich der Leser in einem zukunftsorientierten Szenario wieder. Gerichte, nebst Richter wurden abgeschafft, auch eine Beweiserhebung wird in einem Strafverfahren nicht mehr als notwendig erachtet. Stattdessen soll das Volk per Voting darüber bestimmen, ob ein Verurteilter für die ihm vorgeworfene Tat hingerichtet oder doch freigesprochen werden soll. Als Hilfestellung dient dem Bürger hierbei ein Livestream, den er per Zusatzkosten mieten und bei dem er täglich einen Blick in die Zelle des Verurteilten werfen kann. Außerdem wird in der Fernsehsendung „Death is Justice“ ausgiebig über den aktuellen Fall gesprochen. Hierzu werden Verwandte des Opfers, Zeugen oder aber sonstige Studiogäste, wie in Marthas Fall ein ehemaliger Richter oder aber auch der Reporter, der mit dem Fall betraut ist, geladen und von den Moderatoren der Fernsehsendung interviewt. Leichtere Fälle werden in einer weiteren Fernsehshow abgehandelt, bei der eine Jury von fünf ausgewählten Personen mittels Buzzer eine Entscheidung über die Verurteilung trifft.
Dieses neue System wird als sehr demokratisch und somit gerecht empfunden. Nur erfährt man anhand von Marthas Geschichte nach und nach von den Nachteilen, die das Verfahren mit sich bringt und gerade die ärmeren Teile der Gesellschaft des Landes benachteiligt, die sich zum Beispiel ständige Anrufe für das Voting oder ein Abonnement des Livestreams nicht leisten können.
Gerade der Voyeurismus, aber auch die reißerische Präsentation der Moderatoren ist es, die die Spannung beim Volk schürt und die für Unterhaltung sorgt. Das Gefühl live dabei zu sein und einmal Richter spielen zu dürfen, verschafft der Fernsehshow zudem gute Einschaltquoten.
Martha wechselt jeden Tag ihre Zelle. Nach und nach stellt sich heraus, dass verschiedene Methoden eingesetzt wurden, um die Inhaftierten der Zelle zu foltern. Diese Methoden sind nicht offensichtlich und erschließen sich für den vor dem Monitor sitzenden Zuschauer nicht. Auch Kontakt zur Außenwelt, ist Martha strengstens untersagt. Lediglich die Psychologin Eve darf gelegentlich die Zelle besuchen und mit der Verurteilten sprechen. Dieses Gespräche werden nicht von den Kameras in dem Todestrakt aufgezeichnet. Der Leser, der das Geschehen sowohl aus der Perspektive der Protagonistin als auch der Psychologin verfolgen darf, wird nach und nach Zeuge von einem sehr maroden neuen Rechtssystem und von Korruption.
Neben den Perspektiven der Psychologin Eve und der Inhaftierten Protagonistin liefern einige Kapitel einen Einblick direkt in die Fernsehsendung "Death or Justice". Diese Kapitel sind wie ein Interview aufgebaut. Der Leser verfolgt die Diskussion der Moderatoren und ihrer Gäste. Außerdem wird beschrieben, was der Zuschauer auf seinem Fernseher sieht (zum Beispiel das Logo der Serie). Dieser Schreibstil ist ungewohnt, aber zugleich auch sehr innovativ.

Fazit: 
 
Das Prinzip Brot und Spiele, das schon im alten Rom erfunden wurde, ist hier tragend, wie in „Hunger Games“ oder ,„Running Man“. Gemeint ist die Tatsache, dass eine Bevölkerung durch öffentlichen Veranstaltungen bei Laune gehalten wird. Mehr ist in Marthas Widerstand aber nicht klar. Schon auf den ersten Seiten stellen sich dem Leser einige Fragen.

Ziemlich schnell wird die Neugierde auf Marthas Geschichte geweckt. Warum hat das Mädchen eine Waffe auf den geliebten Wohltäter ihrer Wohnsiedlung gerichtet? Ist sie wirklich so schuldig, wie es alle denken? 
Das dystopische Rechtssystem in Verbindung mit einer reißerischen Fernsehshow führt zu einer allgemeinen „Theatralisierung des Lebens“. Bald schon wird klar, dass nicht alles so demokratisch und gerecht erscheint, wie es die Moderatoren den Bürgern glaubhaft machen wollen.
Spannung wird hier durch das zeitliche Limit geschaffen, das Martha und ihren Freunden gesetzt ist, um eine eventuelle Unschuld zu beweisen. Aber auch das Geheimnis, welches das Mädchen wahrt, schürt die Neugierde.

Marthas Widerstand ist ein spannendes und sehr fesselndes Jugendbuch, das zum Nachdenken anregt.