Rezension

Gute Fortsetzung

Marthas Mission - Kerry Drewery

Marthas Mission
von Kerry Drewery

Bewertet mit 4 Sternen

Achtung: Dieses Buch ist der zweite Band einer Trilogie, bei dem ich in der Zusammenfassung nicht umhin kann, den ersten Band zu spoilern. Solltet Ihr Band 1 noch lesen wollen, dann bitte nicht weiterlesen!

Niemand hat daran geglaubt, dass es noch klappen könnte, dass Martha Honeydew der Todeszelle entkommen würde. Doch ihr Freund Isaac hat die Schuld, seinen eigenen Vater und bekannten Wohltäter der Stadt, ermordet zu haben. Nun sitzt Isaac in Zelle 1 und wartet auf die Abstimmung des Volkes über seine Hinrichtung oder auch nicht. Währenddessen versuchen Martha und ihre Freunde alles, um Isaac zu retten und die, in der Öffentlichkeit verdrehten Wahrheiten, klar zu stellen. Doch Marthas Gegner sind reich und mächtig und ihnen entgegenzuwirken ist alles andere als leicht. Schneller als gedacht, befindet sich Martha wieder auf der Flucht und auch ihre Freunde sehen sich immer größeren Schwierigkeiten gegenüber.

Meine Meinung

Schon der erste Band der Trilogie war eine meiner größten Überraschungen des vergangenen Jahres, denn das Buch habe ich förmlich in einer Nacht inhaliert. Dementsprechend neugierig war ich auch auf die Fortsetzung und kann gleich zu Beginn sagen, dass auch diese mich wieder fesseln konnte.

Der Schreibstil der Autorin ist jung und frisch und man fühlt sich schnell in die Geschichte gezogen. Dabei gelingt es auch dieses Mal, dass man hier allerlei emotionaler Höhen und Tiefen erlebt. Ich hätte auch dieses Mal vor lauter Wur über Ungerechtigkeiten und Unterdrückungen schreien können, allerdings habe ich es dieses Mal nicht ganz so intensiv mitempfunden.

Die Spannung war auch hier gegeben, allerdings habe ich hier nicht so intensiv mitgefiebert, wie im ersten Band, allein aus dem Grund, dass ich ja wusste, was passiert ist. Trotzdem wurde ich hier an die Seiten gefesselt und wollte immer mehr wissen, wie es denn nun weitergeht und ob es Martha gelingen wird, Isaac zu befreien. Selbstverständlich passieren auch hier wieder zum Himmel schreiende Aktionen, denn Kerry Drewery setzt auch, wie schon in Band 1, wieder Themen wie Korruption, Machtgier, Kluften zwischen arm und reich und den Widerstand gegen diese Ungleichheiten in den Vordergrund. An so manch einer Stelle würde man am liebsten eingreifen und vor allem die Personen, die sich durch Fernsehshows, wie Death is Justice, berieseln lassen, einmal kräftig durchschütteln. Somit steht dann auch die Beeinflussung der Allgemeinheit durch Medien ebenfalls mit auf der Liste der Hauptthemen in diesem Buch.

Richtig gut gelungen finde ich die vielen Perspektiven, die die Autorin dem Leser bietet, denn so kann man sich ein wirklich gutes Bild der Gesamtsituation vorstellen. Wir wechseln, wie auch im Vorgänger, zwischen einzelnen Personen, wie z. B. Martha und Isaac, aber auch immer wieder in die Fernsehshows “Death is Justice” oder “Buzz for Justice”. Gerade diese Shows werden so gelungen eingesetzt, dass man teils fassungslos ist, wenn man die Reaktionen des Publikums erlebt. Allerdings gibt es dieses Mal auch eine sehr interessante Wendung, was die Moderation der Sendung betrifft. Aber dazu verrate ich an dieser Stelle nicht mehr.

Das Worldbuilding ist sehr greifbar und manchmal frage ich mich, inwieweit wir auf ähnliche Szenarien in der Zukunft zusteuern. Die Sensationsgier der Menschen ist groß und das macht sich die Autorin hier zu Nutze, in dem sie so schreckliche Shows erfindet. Doch genau das brachte mich auch zum Grübeln, denn wie wahrscheinlich wäre es, dass Menschen von solchen Shows begeistert wären. Auch die Kluft zwischen den Reichen und den Armen wird immer größer und schon heute hat man oft das Gefühl, dass man mit viel Geld fast alles kann.

Als Erzähler kommen hier verschiedene Stile zu tragen, zum einen gibt es die Ich-Perspektive, bei der der Leser Isaacs und Marthas Erlebnisse mitverfolgt und an ihren Gedanken und Gefühlen teilhaben darf. Durch einen Erzähler in der dritten Person erfährt man dann die weiteren Perspektiven, wie z. B. die Shows. Das ganze hat auch ein wenig auktoriale Funktion, denn manches Mal wissen wir schon mehr, als die gerade handelnde Aktion und man würde hier gerne Warnungen in die Geschichte rufen oder eingreifen und doch bleibt man der Beobachter.

Die Protagonistin Martha ist mir sehr ans Herz gewachsen und ich hätte sie so gerne beschützt. Sie ist eine Mischung aus starker Persönlichkeit und hilfloser Schutzbedürftigen und ich bin immer wieder überrascht von ihren Handlungen. Doch durch die vielen Perspektivenwechsel und der vielen weiteren Charaktere der Geschichte fühlte ich mich eher wie ein Zuschauer und nicht ganz so stark integriert, wie im ersten Band. Allerdings wird hier auch sehr klar und deutlich dargestellt, wie wenig Macht man hat, gegen die korrupte Regierung zu agieren, geschweige denn nur zu Wort zu kommen.

Mein Fazit

Auch Band 2 der Jugendbuchreihe hat mir wieder gut gefallen und brachte spannende Lesestunden. Gelungen sind hier nach wie vor die Darstellung der Hilflosigkeit der Armen gegenüber den einflussreichen Reichen oder der Regierung. Emotional war ich nicht ganz so betroffen, wie in Teil 1, auch wenn ich hier natürlich immer wieder hätte platzen können vor lauter Ärger über diese Ungerechtigkeit und den Menschen aus der Bevölkerung, die einfach nur zusehen und diese “Shows” regelrecht genießen. Ich empfehle diese Reihe sehr gerne weiter!