Rezension

Eine Tasche, die ein Geheimnis mit sich bringt

Das Geheimnis von Wickwood - Hanna Dietz

Das Geheimnis von Wickwood
von Hanna Dietz

Inhalt:

Stella ist ein ganz normales Mädchen. Ihre Devise lautet bloß nicht auffallen, damit sie nicht in den Fokus von Rebecca und ihren Anhängern gerät. 
Rebecca profiliert sich, indem sie sich über andere erhebt. Leider ist sie auch die Freundin von Tom, auf den auch Stella ein Auge geworfen hat. Jeder Schultag ist eine Qual und jede Rückkehr ins Elternhaus nicht besser, bei der eine Mutter auf Stella wartet, die stets nur nörgelt und an allem etwas auszusetzen hat, was das Kind so treibt.
Als dann eines Tages ein hübsches und selbstbewusstes Mädchen namens Liv an der Schule auftaucht, ist Stella gleich Feuer und Flamme. Liv interessiert sich für Stella und weckt nicht nur die untergrabene Lebensfreude in ihr sondern verspricht Spaß und Abenteuer. Stella ist skeptisch, als Liv mit ihr in den Kleiderschrank der Mutter eintaucht und verspricht, dass Stella sich alles, was sie dort sieht, ausleihen kann. Doch plötzlich sieht sie diese wunderschöne blau-grüne Tasche aus Samt, mit dem Skarabäuskäfer als Verschluss. Alle Vorsätze sind vergessen. Diese Tasche wird alles verändern, das ist Stella bewusst und schon erfüllt sich jeder Wunsch des Mädchens. Die Schreibblockade verschwindet, Tom schenkt ihr Beachtung und Rebecca wird sich bald wundern, mit wem sie es hier zu tun hat ...
 

Wichtigste Charaktere:

Tom ist Bandleader von „Hall of Fame“ und der Mädchenschwarm der Schule, jeder möchte gerne seine Freundin sein.
Stella schreibt für ein Theaterstück. Sie möchte gerne Schriftstellerin werden. Ihr Leben ist jedoch alles andere als einfach. Die Mutter meckert an allem herum, eine Schreibblockade untergräbt ihre beruflichen Ambitionen und in der Schule hat sie Angst in den Fokus der Mädchenclique rund um Rebecca zu geraten; ihre beste Freundin Melanie hat mit der Familie die Stadt verlassen und ihr Schwarm Tom hat nur Augen für seine Musik und für Rebecca.
Liv taucht plötzlich aus dem Nichts auf. Sie ist hübsch und selbstbewusst. Sie weiß, was sie will und jeder bewundert sie. Außerdem möchte sie gerne Stellas Freundin sein.
 

Welt:

Die Geschichte spielt in der Kleinstadt Wickwood. Hier kennt jeder jeden. Alle sind freundlich zueinander. Man grüßt sich, wenn man sich auf der Straße trifft und hilft sich gegenseitig bei Problemen.
Über Wickwood liegt morgens immer ein Nebelschleier. Es handelt sich hierbei um ein meteorologisches Phänomen. Überall sieht man Krähen und Raben, die sich rasch vermehren und denen die Stadt ihr Wahrzeichen zu verdanken hat.

Schreibstil:

Hanna Dietz beginnt die ersten Seiten ihres Romans mit wenig wörtlicher Rede. Sie beschreibt die Welt von Stella aus derer Sicht. Die Kapitel sind mit einem Tag und einem Datum überschrieben und geben den Anschein, dass es sich um ein Tagebuch handelt.
Auf den ersten Seiten lernt der Leser Stella und die Kleinstadt Wickwood kennen. Stella ist ein normales Mädchen mit alltäglichen Schulproblem und Schwierigkeiten mit der ständig nörgelnden Mutter. Sie lebt in einem Dorf, welches Langeweile verspricht und ein wenig gruseligen Flair durch den frühmorgendlichen Nebel und das hohe Krähen- und Rabenaufkommen aufweist. Man erfährt von ihren Schwärmereien zu dem Bandleader Tom.
Der Leser verfolgt die Gedanken von Stella aus erster Hand. Hier wird bald klar, dass es sich bei dem Mädchen um eine ziemlich kluge und gewitzte Beobachterin ihres Umfeldes handelt.
Mit Livs Auftritt verändert sich auch die Protagonistin Stella sichtbar. Sie reift zu einem selbstbewussten Mädchen heran. Als sie dann auf die Tasche in dem Kleiderschrank von Livs Mutter trifft, verändert sich alles. Stella weiß plötzlich genau, was sie will und sie nimmt es sich auch. Sie gewinnt an Stärke. Ihr Leben wird einfacher. Stella gewinnt Selbstvertrauen, ihre Träume und Wünsche scheinen sich mithilfe von Dingen, die ihr die Tasche durch Zauberhand bietet, wahr zu werden.
Kaum freut man sich als Leser, dass Stella endlich alles gelingt, verändert sich das Mädchen jedoch immer mehr. Sie findet zum Beispiel einen scharfen Brieföffner in ihrer Tasche und kurz darauf droht ein Blackout. Dinge passieren und Stella verliert nicht nur ihre Schüchternheit, sondern auch ihre Skrupel.
Hanna Dietz schafft mit „Das Geheimnis von Wickwood“ einen fesselnden und spannenden Roman. Verheißungsvolle Ankündigungen am Kapitelende sorgen dafür, dass man das Buch noch nicht zur Seite legt und stattdessen immer weiterliest. Sie schafft Geheimnisse, die man als Leser unbedingt mit Stella zusammen erkunden möchte.

Fazit:

Das Geheimnis von Wickwood ist ein sehr spannender Roman, mit einer guten Charakterentwicklung der Protagonistin. Der Titel hält, was er verspricht: Viele Geheimnisse warten darauf von Stella und dem Leser erkundet zu werden. Zudem werden auch Mädchenthemen wie hübsche Klamotten, „Angesagtsein“, Schwärmereien für den Schulliebling, der Wert einer besten Freundin und Cliquenwirtschaft abgehakt.
Ein wirklich spannender Jugendroman, der eine langweilige Kleinstadt zum Leben erweckt.

Buchzitate:

Das verdammte Leben fand einfach ohne mich statt, weil ich es nicht auf die Reihe kriegte, mir auch ein Stück davon zu nehmen.

„Und in den allermeisten Leuten verbergen sich richtig tiefe Abgründe.“ … „Auch in dir Stella.“

Langsam kapierst du, wie die Sache läuft. Die Diva steckt in dir, trau dich, sie rauszulassen.

Das Interessante am Verrücktsein ist tatsächlich, dass es einen selbst kein bisschen seltsam vorkommt.