Rezension

Eine ungewöhnliche Freundschaft

Lea und der Luchs - Tanja Wenz

Lea und der Luchs
von Tanja Wenz

Bewertet mit 5 Sternen

„...Das erinnerte mich an meine Mutter. Als ich noch ein kleines Kind gewesen war, hatte sie mir erklärt, dass das Rauschen der Tannen Musik für die Waldelfen sei...“

 

Die 14jährige Lea freut sich auf die Sommerferien. Sie besucht ein Internat, lebt aber bei den Wäldern und Seen Nordkanadas. Ihr Vater ist Ranger. Ihre Mutter lebt nicht mehr.

Das Flugzeug, das Lea zu ihrem Vater bringen soll, gerät in einen Gewittersturm. Dabei wird Lea aus dem Fenster geschleudert. Sie landet auf einer Tanne, ist nahezu unverletzt, erreicht glücklich den Boden und hat ihren Rucksack bei sich. Neben dem Handy befindet sich darin ein GPS-Gerät, das ihr ihre Freundin Sarah beim Abschied im Internat geschenkt hat.

Die Autorin hat einen fesselnden Jugendroman geschrieben. Die Geschichte ist spannend geschrieben.

Lea kommt entgegen, dass sie durch ihren Vater das Leben in der Wildnis gewohnt ist. Er hat ihr schon in den vergangenen Jahren bei gemeinsamen Unternehmungen Überlebensstrategien beigebracht.

Der Schriftstil ist der Zielgruppe angemessen. Lea ist ein junges Mädchen mit Träumen und Sehnsüchten. Sie hat gelernt, nicht aufzugeben, konsequent logisch zu denken und die Situation bewusst zu analysieren.

Die Geschichte wird nach dem Unglück in drei Handlungssträngen erzählt. Lea erzählt ihr Erleben selbst. Im zweiten Handlungsstrang begeben sich Mike, der Pilot, sowie Leas Vater und Sarah auf die Suche nach Lea. Außerdem ist in der Wildnis noch der junge Indianer Tahmoh mit seiner Hündin Leika unterwegs.

Schwerpunkt bilden Leas Erlebnisse. Ihr Handy funktioniert nicht. So ist sie gezwungen, sich in der Wildnis zu orientieren und sich den Weg zu bahnen. Schwierig ist es, jeden Tag für die nötige Nahrung zu sorgen. Glücklicherweise ist ihr bekannt, welche Früchte essbar sind. Auch zeigt sie Talent beim Fischen. Die Schönheit der Landschaft, aber auch ihre Gefahren werden detailliert beschrieben. Hier findet die Autorin passende Metapher. Als Lea einen verletzten Luchs befreit, hat sie plötzlich einen stillen Begleiter. Das soll sich noch als Segen erweisen. In schwierigen Situationen ruft Lea die Erinnerungen an ihre Mutter wach. Obiges Zitat weist darauf hin. Es zeigt außerdem den häufig bildhaften Schriftstil der Autorin.

Tahmoh hat einen Traum. Er sieht darin, dass jemand seine Hilfe braucht. Er hofft, denjenigen mit seinem Hund rechtzeitig zu finden.

Bei dem Handlungsstrang mit Leas Vater stehen neben den nötigen Beschreibungen des Weges vor allem die Emotionen im Mittelpunkt. Die Angst um Leas Leben und die Hoffnung, sie rechtzeitig zu finden, halten sich die Waage. Schöne aussagekräftige Gespräche gibt es zwischen Sarah und Leas Vater. Sie streifen die Vergangenheit und Leas Erinnerungen an die Mutter. Durch ihr Handeln beweist Sarah außerdem, wie wichtig ihr die Freundschaft zu Lea ist.

Sehr gut gefallen haben mir die unterschiedlichen sachlichen und fachlichen Informationen, die gekonnt in das Geschehen eingebettet wurden. Dabei geht es um die Tierwelt Kanadas, um Orientierungsmöglichkeiten in der Wildnis und mancherlei mehr. Damit ist das Buch nicht nur ein spannender Abenteuerroman, sondern er vermittelt gleichzeitig einiges Wissen.

Das Cover mit Lea und dem Lutz vor den Hintergrund in verschiedenen Grüntönen weckt Interesse und zieht die Blicke an.

Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Es zeichnet sich durch einen hohen Spannungsbogen, sympathische Protagonisten und eine abwechslungsreiche Handlung aus.