Rezension

Eine verlassene Wohnung in Paris voller Überraschungen

Sommernächte in Paris -

Sommernächte in Paris
von Karen Swan

Bewertet mit 3 Sternen

Die Autorin Karen Swan hat sich zu ihrem neuen Roman "Sommernächte in Paris" von der Entdeckung einer rätselhaften Wohnung in Paris, welche seit gut über siebzig Jahren verschlossen und nicht bewohnt war, inspirieren lassen. Da die monatlichen Aufwendungen geregelt waren, hatte es so niemanden gewundert.
Erst nach dem Tod der Großmutter erfahren die Erben von dem Besitz. Die ursprüngliche Eigentümerin war die Urgroßmutter der Erben, Marthe de Florian, eine bekannte Lebedame der damaligen Zeit. Als die Wohnung 2010 entdeckt wurde, entpuppte sich diese als eine wahre Schatzkammer voller Wertgegenstände.
Wie es zu all den Objekten und Gemälden kam, wie u. a. des berühmten Malers Giovanni Baldini, dem lege ich ans Herz das Buch von Alyson Richman "Das Zimmer aus Samt" zu lesen. Dieser handelt in der Vergangenheit, und wie es dazu kam, schreibt diese Autorin sehr ausführlich in ihren Anmerkungen.
Der Roman von Karen Swan spielt in der Gegenwart und vom Klappentext her war ich neugierig, wie sie das Thema umgesetzt hat. Die über bekannten Informationen haben sie zu der Geschichte inspiriert, der Hauptteil jedoch war definitiv Produkt ihrer Fantasie, so die Autorin.
Flory Skyes ist Kunstagentin. Das lag in der Familie. Sie arbeitete für Angus, dessen Firma in finanziellen Schwierigkeiten war. Er erhält einen geheimnisvollen Auftrag einer "adeligen" Familie in Paris, die durch Zufall von ihrem Erbe, der verlassenen Wohnung, erfahren hatten. Flora macht die Bekanntschaft mit der Familie Vermeils als auch mit dem Anwalt, Monsieur Travers. Sein Vater hatte damals das Vermächtnis übernommen. Es war eingebrochen worden und der Einbrecher selbst hatte die Anwaltskanzlei informiert. Nach Aussagen des Anwalts sollte die Wohnung erst nach dem Tod der Eltern von Jacques Vermeil geöffnet werden, so lautete das Testament. Der Vater war verstorben, aber seine Mutter Magda lebte  noch in Antibes.
Nach einer Bestandsaufnahme sollten die Stücke auf dem Kunstmarkt veräußert werden. Doch es stellt sich heraus, dass es sich bei den Gemälden zum größten Teil um Kunstraub an den Juden handelte. Zu aller Überraschung gab es da noch eine Wohnung, direkt unter der verlassenen. Ebenfalls Eigentum. Ein deutscher Kunsthändler, der wohl für das Dritte Reich Kunstraub gearbeitet hatte, soll hier gewohnt haben. Das erschwert die Arbeiten. Bei all den Nachforschungen stößt Flora auf das Geheimnis um die Mutter von Jacques.
Schwierigkeiten gibt es mit den erwachsenen Kindern Xavier und Natascha. Doch auch bei Floras Familie läuft nicht alles rund. Ihr Bruder steckt in ernsten Schwierigkeiten. Hier erfährt man, dass es gewisse Parallelen im Leben von Natascha als auch Floras Bruder Freddie gibt. Dann diese komische Beziehung zwischen Xavier und Flora, der ich absolut nichts abgewinnen konnte. Einfach zu kindisch und abgedroschen.
Die Autorin hat versucht, durch ihren Charme dem Romane die gewisse Würze zu geben. Es hatte schon was für sich, durch die jeweiligen Handlungsstätten zu wandeln, so das man sich diese wahrlich bildlich vorstellen konnte. Den erwähnten Vogel Strauß, Swan nennt ihn Gertie, der war wirklich in der Wohnung vorhanden - ausgestopft.
Ob der Roman nun perfekt war oder nicht, sollte jeder für sich entscheiden.
Fakt ist, dass offene Fragen, die Lösung zu allem, sich bestenfalls im letzten Drittel des Romans ihre Auflösung finden. Wenn da nur nicht diese kindische Beziehung war!
Alles in allem lässt mich diese Geschichte nur bedingt befriedigend zurück. Ich habe schon etliche Romane von Karen Swan gelesen, doch dieser hier hat mich nicht vollends überzeugt. Gut, sie hat hier Kunstraub im Dritten Reich als Thema mitgenommen, aber dennoch hat mich der Roman nicht so überzeugt.
Desweiteren finde ich den deutschen Titel unpassend. Das Cover ist ansprechend.
Eine leichter Lesestoff für zwischendurch