Eine wunderbare Geschichte über Freundschaft, Liebe und das Leben
Bewertet mit 5 Sternen
Seit ihre beste Freundin vor vierzehn Jahren in Alabama tot aufgefunden wurde, ist es Jenny nicht gelungen, sich von ihrer tiefen Trauer und ihren eigenen Schuldgefühlen zu befreien. In China - einem Land, das sie immer gemeinsam mit Amanda Ruth bereisen wollte - will sie endlich Abschied nehmen und die Asche ihrer Freundin über dem Jangtse verstreuen. Doch die Flusskreuzfahrt wird für Jenny zu einer Reise in die Vergangenheit, denn bevor sie ihren Schmerz loslassen kann, muss sie sich erst mit dem auseinandersetzen, was damals in Alabama.
Der Schreibtstil des Romans ist locker und einfach gehalten, "nüchtern" kommt mir in den Sinn. Das ist aber nicht negativ gemeint.
Dieser Roman hat mich direkt mit seinem ersten Satz ageholt und mitgenommen, mitten hinein in die Geschichte. "In meinem Traum ist Amanda Ruth nicht tot, sondern schläft nur." Sofort war ich neugierig auf die Geschichte, die sich hinter diesem Satz verbirgt. Die Geschichte spielt die meiste Zeit in China, einige Szene - Rückblicke - spielen in den USA. Die Autorin hat eine Gabe, die Schauplätze so genau zu beschreiben, dass man wirklich dort zu sein scheint. Man fährt mit der Protagonistin auf dem Yangtse durch wunderbare Landschaften und verbringt Zeit mit Amanda Ruth im Bootshaus. Im Bootshaus konnte ich die Wellen hören und die Geräusche des Bootes, das auf dem Wasser schaukelt. Ich konnte die Hitze spüren und die Leidenschaft. In China waren der Smog und schwüle Hitze beinahe greifbar. Und fast konnte ich den Tee riechen, den Jenny mit der alten Frau am Ende trinkt.
Genauso wie uns die Autorin zu den Schauplätzen entführt, so real sind auch die Figuren. Jenny und Dave, deren Ehe am Ende ist, Graham, der unheilbar krank ist, Stacy mit ihren Drogenproblemen und der schwierigen Vergangenheit und nicht zuletzt Amanda Ruth und ihre Familie. Jeder hat seine Probleme, mit denen er kämpft und in alle konnte ich mich als Leser hinein versetzen und mitfühlen. Keiner der Charaktere ist flach, jeder bleibt auf seine Weise in Erinnerung. Eine tolle Leistung seitens der Autorin!
In der Geschichte geht es lange nicht nur um den Tod von Amanda Ruth sondern auch um den Versuch von Jenny, ihre kaputte Ehe zu kitten. Es geht um Partner, die sich auseinander gelebt haben, es geht um Leidenschaften, um das Leben, um Krankheit, Drogen und Tod. Um Zuneigung und Veränderung im Leben. So viele Themen auf nicht mal 400 Seiten und dennoch ist dieses Buch nicht überladen.
Ich habe das Buch auf einem Wühltisch als Mängelexemplar gefunden und für mich hat es sich als Glücksgriff entpuppt! Volle Punktzahl für "Das blaue Licht der Nacht".