Rezension

Eine wunderschöne Geschichte mit einem traurigem Ende

Den Mond aus den Angeln heben - Gregory Hughes

Den Mond aus den Angeln heben
von Gregory Hughes

Bewertet mit 5 Sternen

Schon der Titel des Buches gefällt mir - ebenso wie das Cover: Es zeigt ein Mädchen, das eine Leiter emporsteigt, im Hintergrund eine Brücke und am Ende der Leiter der Titel des Buches - all' das vor einem himmelblauen Hintergrund.

Das Buch erzählt die Geschichte eines einprägsamen Mädchens, die Geschichte der zehnjährigen Marie Claire, die Ratte genannt wird, erzählt von ihrem Bruder Bob.

Ratte ist etwas Besonderes. Sie spricht mehrere Sprachen, kennt fast jeden in ihrer Heimatstadt Winnipeg und hat manchmal merkwürdige Vorahnungen. So ahnt sie auch den Tod ihres Vaters, der bald danach eintritt. Um den Aufenthalt in einem Kinderheim vorzubeugen - der sie ganz sicher ereilt hätte - machen sich die beiden auf die Suche nach ihrem Onkel Jerome, der angeblich als Drogendealer in New York lebt. Eine völlig verquere Reise von Winnipeg nach New York beginnt. Eine Reise, bei der sie auf Drogendealer, Gauner, Rapp-Stars und Pädophilie (die gibt es der Ratte zufolge einfach überall) treffen.

Gregory Hughes schafft es, die zehnjährige Ratte so zu schildern, das man sie selbst als Erwachsener ob ihrer Dreistigkeit - und ihres Schauspieltalents - einfach bewundern muss. Sie ist ein Mensch, der es schafft, in jeder Lebenslage zurecht zu kommen und in allen Gesellschaftsschichten Freunde zu finden.
Ohne sie hätte es der drei Jahre ältere Bob sicher nicht gewagt, die Reise nach New York auf sich zu nehmen und selbst wenn - ich bin mir nicht sicher, ob er es geschafft hätte. Er reist um seiner kleiner Schwester Willen. Diese weiß genau was sie will - und meistens bekommt sie es auch.

Bob und Ratte sind zwei Charaktere, die man einfach gern haben muss. Bob als netter Junge von nebenan, Ratte als völlig unzurechnungsfähiger, aber einfach unwiderstehlicher kleiner Gauner. Die Freunde, die sie auf ihren Weg finden, sind keine "normalen" Menschen, die tagtäglich ihren Beruf nachgehen - manch einer würde sie wahrscheinlich als Abschaum bezeichnen - aber Ratte kehrt ihre guten Seiten nach außen. Sie schafft es, Freunde zu finden, wo es niemand erwartet hätte, Freunde, die dem Leser durch Ratte ebenso schnell sympathisch sind, fast so sympathisch wie die Ratte selbst.

Ein Buch, dass einem von der Kraft des Optimismus erzählt, dem Leser zum Nachdenken anregt, aber auch traurig zurück lässt - denn auf den letzten Seiten des Buches wartet kein "Happy End".

Nicht desto trotz ist das Buch wirklich lesenswert, vielleicht macht gerade das traurige Ende die Erlebnisse von Ratte und Bob zu etwas Besonderem - und das sind sie wirklich.

Kommentare

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1e2a3s4t kommentierte am 31. Oktober 2016 um 21:10

Einer meiner lieblings Bücher. Die Beziehung zwischen den Geschwistern war fesselnd und ließ mich nicht los. Leider hat man nicht erfahren, was diese Anfälle ausgelöst hatte. Was für eine Erkrankung es war. Des ungeachtet, ist es einer meiner lieblings Bücher. Und zum Glück war der gesucht Onkel auch einer der Guten.