Einfache Sprache, oberflächliche Erzählung
Bewertet mit 3 Sternen
In ihrem Roman ist Aminah ein Mädchen, dass eines Tages von Sklavenhändlern entführt wird (wie ihr halbes Dorf) und nach einer traumatischen Reise und einer langen Zeit im Dienste eines Herren, der sie missbrauchte, den Weg von Wurche kreuzt, einer Köngistochter, die Aminah als Kindermädchen zu sich nimmt. Wurche selbst ist, wie ihre neue Vertraute, ebenfalls unfrei in mehrerer Hinsicht: obwohl sie eigentlich in die politischen Verhandlungen ihres Vaters miteinbezogen werden will, ist sie zur Untätigkeit an der Seite eines Mannes verbannt, den sie nur ihrem Vater zuliebe geheiratet hat. Der Mann, den sie eigentlich will, kann sie nur heimlich treffen und seit sie Mutter ist, ist sie fast an den Hof ihres Vaters gefesselt.
In einfacher Sprache führt die Autorin den Leser in die aufgrund ihrer Fremdartigkeit faszinierende vorkolonialische afrikanische Lebenswelt ein, in der das Thema Sklaverei gerade erst zu einem Diskussionthema zu werden beginnt und noch alltäglich und ein blühender Wirtschaftszweig ist. Die kurzen, beschreibenden Sätze und manchmal sehr 'schildernden' Passagen wirken auf den deutschen Leser zum Teil etwas arg schlicht und 'hölzern'. Die Autorin will nicht jedes Detail aus ihrer Lebenswelt erklären müssen, aber darum geht es mir in einem Roman auch gar nicht. Für mich wäre nicht die Lebenswelt der Protagonistinnen weiter interessant, sondern ihre Innenwelt. Ihre Gedanken und Gefühle. Auch diese werden in der Regel nur kurz und knapp beschrieben und nicht weiter analysiert. Und das ist schade und verschenktes Potential, denn die Verbindung, die zwischen Aminah und Wurche entsteht, hätte der Erzählung so viel mehr geben können, wenn Harruna Attah sich hier von der schlichten Schilderung verabschiedet und dem Erzählen einer Geschichte hingegeben hätte und vielleicht auch dichterische Freiheit hätte walten lassen.
Neben der Sklaverei ist die Emanzipation der Frau das zweite Hauptthema in 'Die Frauen von Salaga', denn beide Protagonistinnen versuchen mit den ihnen zur Verfügung stehenden Mitteln, aus ihren Zwängen zu fliehen. Wie sie sich hierbei gegenseitig unterstützen und welche Gefühle das zwischen den beiden hervorruft, hätte eine ganz eigene, tief bewegende und ehrliche Geschichte werden können, doch Harruna Attah kratzt das Thema lediglich mit wenigen Sätzen an. So ist das Buch für sie persönlich sicherlich eine interessante und wichtige Aufarbeitung eines Teiles ihrer Familiengeschichte geworden und enthält einiges an politisch und historisch interessanten Fakten, doch als 'Roman', der für mich immer noch in erster Linie eine Geschichte erzählen soll, erhält er leider die Bewertung: Potential verschenkt.