Rezension

Einhundert Jahre deutsche Geschichte auf knapp 700 Seiten

Die Manufaktur der Düfte - Sabine Weigand

Die Manufaktur der Düfte
von Sabine Weigand

Bewertet mit 5 Sternen

Am Anfang sah ich das Cover und dachte „Wow, das ist ein Buch wie für mich gemacht“. Dann blätterte ich rein und dachte „oh, die Schrift ist aber klein“. Dann blätterte ich nach ganz hinten und erschrak. 680 Seiten? Und dann so klein geschrieben? Das dauert ja ewig… dachte ich, und die Leseeuphorie fiel wieder in sich zusammen.

Aber damit habe ich dem Buch Unrecht getan, denn es ist wirklich eine tolle Darstellung des beginnenden Industriezeitalters. Die Geschichte beginnt in den 1830er Jahren, als die Seifensieder in kleinen Handwerksbetrieben ihrer Arbeit nachgingen. Sie begleitet den jungen Philipp Ribot und dann seinen Sohn Fritz beim Aufbau (und Fall) einer der ersten Fabriken Deutschlands. Dabei werden sowohl die familiären und gesellschaftlichen Aspekte, aber auch die politischen Gegebenheiten beleuchtet (z. B. die aufstrebenden Sozialdemokraten und Sozialisten, später auch erste Anzeichen des Nationalsozialismus). Die Geschichte endet erst in den 20er/30er Jahren des 20. Jahrhunderts und umfasst damit 100 Jahre spannender deutscher Geschichte.

Das Buch basiert auf der Familiengeschichte der Schwabacher Seifenfabrikanten Ribot. Einige Passagen sind tatsächlich den Lebenserinnerungen des Fritz Ribot entnommen, an anderen Stellen hat sich die Autorin recht weite künstlerische Freiheiten genommen, um eine spannende Geschichte zu erschaffen. Es sei ihr verziehen – denn das Ergebnis ist wirklich lesenswert. Trotz oder vielleicht auch wegen des großen Umfangs!