Rezension

Einsamkeit, Sucht und Schach

Das Damengambit -

Das Damengambit
von Walter Tevis

Bewertet mit 4.5 Sternen

Nachdem ihre Mutter bei einem Verkehrsunfall stirbt, landet Beth mit nur acht Jahren im Waisenhaus. Das stille, introvertierte Kind findet nur schwer Anschluss, aber als sie den Hausmeister beim Schachspielen sieht, will sie unbedingt wissen wie dieses faszinierende Spiel funktioniert und springt dafür über ihren Schatten.

Die strenge und lieblose Verwahrung im Heim übersteht Beth nur durch die heimlichen Schachpartien in denen sie sich als Naturtalent erweist und die kleinen grünen Beruhigungspillen, die in den 50er Jahren wohl recht bedenkenlos an die Kinder verteilt wurden. Doch mit beiden ist es plötzlich vorbei und Beth kommt erst wieder als Teenager zum Schachspielen, nachdem sie von der einsamen Mrs. Wheatley adoptiert wird. Beth ist noch immer still und noch immer Außenseiterin aber sie lernt mehr und mehr über das Spiel der Könige, schlägt bei einem Turnier schließlich einen Teilnehmer nach dem anderen und macht als Schachwunderkind von sich reden.

Auch wenn ich die Serie nicht kenne, kann ich mir sehr gut vorstellen, warum dieser Roman verfilmt wurde. Beths Geschichte hat einen unheimlichen Sog. Und auch wenn man nichts vom Schachspielen versteht, muss man bei den Partien einfach mitfiebern, muss man Beths Intuition und Ehrgeiz bewundern. Dazu kommt ihre ungesunde Neigung zu Drogen und Alkohol, die wie ein Damoklesschwert über ihr schwebt. Erst nur kleine Entspannungshilfe, droht die Sucht sie zu verschlucken und sie von ihrer Leidenschaft zu trennen. Einsamkeit, Sucht und Schach; sie bestimmen Beths Leben.

Das Damengambit bietet einen spannenden Blick in die Schachwelt der 50er Jahre. Es macht Spaß Beth bei ihrem Aufstieg von der absoluten Außenseiterin in Profikreise zu folgen. Dabei ist es erstaunlich, wie Tevis ein Spiel beschreibt, von dem ich keine Ahnung habe, und dessen geschilderte Züge und Tücken ich eigentlich nicht nachvollziehen kann aber trotzdem durchgängig mitfiebere. Das wunderbar von Luise Helm eingelesene Hörbuch mit seiner leicht düsteren Geschichte konnte ich kaum weglegen. Eine tolle Alternative für alle Serienmuffel!