Rezension

Enttäuschender Reihenauftakt ohne Aussagekraft!

OMG, diese Aisling! - Sarah Breen, Emer McLysaght

OMG, diese Aisling!
von Sarah Breen Emer McLysaght

In Irland feiert das Autorinnenduo Sarah Breen und Emer McLysaght mit ihrer Reihe "Oh My God, What A Complete Aisling" riesige Erfolge und konnte neben einer Platzierung ganz oben auf der Bestsellerliste mehrere Buchpreise gewinnen. Unter einem recht ähnlichen Titel erschien der Roman bei dtv-bold in deutscher Übersetzung. Ich habe mich gemütlich in meine Bettdecke eingewickelt, in Erwartung einer gemütlichen Wohlfühllektüre – kann das Buch letztendlich seine Versprechungen durch den Klappentext einhalten?

 

Der recht uninspirert zusammengeschusterte Beginn der Erzählung konnte zunächst nicht mein Interesse für sich erwecken. Das mag vielleicht an dem anstrengenden Schreibstil liegen, an den ich mich gewöhnen musste: In die Belanglosigkeit ausufernde, verschraubte Hypotaxen langweilen die Leser*innen mit billigen Informationen über die entferntesten Dorfbewohner oder füttern sie mit parodistisch dargestellten, sogenannten Klischees, zu denen ich überhaupt keinen Zugang finden konnte. Dazu fehlte mir jegliche Identifikationsfläche. 

 

Das vorliegende Buch wird als Charakterstudie ausgegeben, durch die die Leser*in zu einem tiefen Einblick in das Innenleben der Titelfigur gelangen soll. Trotz der stetigen "Abkultung" von Aisling als gesellschaftliches Phänomen bleibt das Mysterium bestehen: Wer ist sie denn überhaupt und was soll denn bitte "typisch Aisling" sein? Ich empfand überhaupt keine emotionale Nähe zu ihr; mag es daran liegen, dass sie selbst oftmals nicht so recht zu wissen scheint, aus welchen Motiven sie gerade handelt, oder aber an der Tatsache, dass ihr ein Esprit, die gewisse Entschlossenheit fehlt. Sie bleibt jederzeit ein flacher und sogar langweiliger Charakter, der in ihrem Umfeld untergeht. 

 

»So viel Klatsch und Drama! Und das von mir. Das bin so überhaupt nicht ich.« 

 

Ja, wer bist du dann, liebe Aisling? – Die Figur ist so vertieft in ihre eigene Gefühlswelt, dass sie die Empfindungen ihrer Mitmenschen missachtet und ihre starrsinnige, egozentrische Weltansicht nie verlässt. Zudem äußert sie sich teilweise grob unangemessen und intolerant; fähig zur Selbstreflektion zeigt sie sich dabei nicht. Auch wirkt es oft so, als wäre sie emotional festgefahren, weiß den Zug aber nicht mehr aus dem Tunnel zu lotsen. 

 

Eigentlich ist die Frage nach dem eigenen Sein und die Erkundung der eigenen Persönlichkeit ein interessanter Prozess für ein Buch: Aisling möchte aus dem familiären Haus ausziehen und findet Unterkunft in der Wohngemeinschaft einer ihrer Arbeitskolleginnen. Sie muss fortan die Balance zwischen der Fürsorgepflicht zu ihren Eltern und dem Aufrechterhalten ihres sozialen Status quo halten. Eine logisch daraus resultierende Synthese fehlt hier, ja, das Buch gelangt nicht einmal zu einem Zwischenergebnis. Somit hinterlässt "OMG, diese Aisling!" keinen bleibenden Eindruck. 

 

Das vor sich hinplätschernde Spannungsniveau und eine überraschungskarge Handlungsentwicklung kann nur der halbwegs unterhaltsame Mittelteil durchbrechen, der unbeschwerte Phasen im Umgang mit den neu dazugewonnenen Freundinnen porträtiert. Diese Nebenfiguren werden leider unzureichend ausgearbeitet und keine einschlägigen Charakterzüge zugewiesen. Dennoch ist das Buch zwischendrin wenigstens kurzweilig, eine Leseempfehlung kann ich hier aber keineswegs aussprechen. 

 

"OMG, diese Aisling!"  
ist ein enttäuschender Reihenauftakt ohne Aussagekraft.