Rezension

Enttäuschender YA-Roman zu einem wichtigen Thema

Elite - Brendan Kiely

Elite
von Brendan Kiely

Bewertet mit 3 Sternen

Enttäuschender YA-Roman zu einem wichtigen Thema

An der altehrwürdigen Fullbrook Academy, einem Elite-Internat für die Sprösslinge der Reichen und Mächtigen Amerikas, dreht sich vieles um Tradition und Prestige. ”Es ist eine Jungenschule, die auch Mädchen aufnimmt” - so bringt es Jules Devereux auf den Punkt, die seit einiger Zeit versucht, sich gegen die überholten Regeln, fragwürdigen Traditionen und still tolerierten Sexismus aufzulehnen. Fast allein kämpft sie gegen jede Form von alltäglicher Diskriminierung und wird von den meisten Schülern als radikale Feministin und Rebellin belächelt und abgekanzelt.
Der neue Schüler James Baxter, ein hochtalentierter Eishockey-Torwart, stammt aus bescheidenen Verhältnissen. Jamie fühlt er sich unter all den reichen Privilegierten mit ihren blöden Machosprüchen als absoluter Außenseiter und ziemlich fehl am Platz. Nach einem tragischen Zwischenfall in seiner alten Schule durfte er dank eines Sportstipendiums nach Fullbrook kommen und hat so noch einmal eine 2. Chance bekommen sich zu bewähren. Doch schon bald wird ihm klar, dass er in dieses Umfeld einfach nicht hineinpasst und freundet sich mit der aufmüpfigen Jules an.
Als eine Internatsparty gewaltig aus dem Ruder läuft und Jules Opfer von sexueller Gewalt wird, ist es an der Zeit, gemeinsam das Schweigen zu durchbrechen, sich mutig gegen die Macht der Elite zu stellen und endlich das Richtige zu tun …

Der US-amerikanische New York Times- Bestsellerautor Brendan Kiely packt mit seinem neuen YA-Roman „Elite - Die Welt gehört euch nicht“ eine hochaktuelle und sehr wichtige Thematik an, indem er sich der immer stärker verbreiteten „Vergewaltigungskultur“ und den Folgen der sexualisierten Gewalt in unserer Gesellschaft widmet.
In seiner Geschichte konfrontiert er uns mit einer beklemmend sexistischen, frauenfeindlichen und homophoben Internatskultur, die hinter dem Deckmantel von uralten, untragbaren Traditionen zelebriert und in den Institutionen und unserer Gesellschaft toleriert wird. Mit sexistischen Sprüchen, Demütigungen und sexuellen Übergriffen demonstrieren die Schüler ihre männliche Vormachtstellung und Privilegien im Internat und kaum jemand wagt es, diese schockierende Zustände, ihre beklemmenden Auswirkungen auf die Schülerinnen und das frauendiskriminierende Klima anzusprechen. Sehr einfühlsam beleuchtet der Autor die vielfältigen Aspekte aus Opfersicht und zeigt anschaulich das typische Täterverhalten auf. Viel Mut gehört dazu, gegen diese von den meisten Mitschülern aber auch der Lehrerschaft tolerierte Mentalität vorzugehen und auf die Missstände hinzuweisen, so wie es im Roman die beiden Protagonisten tun.
Obwohl man deutlich merkt, dass dem Autoren das Thema unter den Nägeln brennt, ist es ihm leider nicht besonders gut gelungen, sein Anliegen in eine richtig packende Geschichte mit dem gewissen Etwas umzusetzen. Nach einem packenden Einstieg plätschert die Handlung lange Zeit sehr ereignislos und spannungsarm vor sich hin. Viele Geschehnisse werden äußerst zäh und wenig plastisch geschildert, so dass ich oft dem Handlungsverlauf nicht richtig folgen konnte. Erst zum Ende hin nimmt die Handlungen immer mehr an Fahrt auf. Der als Highlight angelegte Showdown ist viel zu schnell abgehandelt und verpufft bereits nach wenigen Seiten. Als sehr enttäuschend habe ich auch den zwar realitätsnahen, aber viel zu ernüchternden Ausklang des Buchs empfunden. Hier hätte ich mir eine deutlich ermutigende Botschaft an die Leserschaft gewünscht.
Der Perspektivwechsel zwischen den beiden sympathischen Protagonisten Jules und Jamie gibt zwar interessante Einblicke in ihre Charaktere, doch bleibt ihre Charakterisierung seltsam distanziert. Einige ihrer Beweggründe und ihr Verhalten konnte ich einfach nicht nachvollziehen, so dass ich mich oft nur schlecht in sie hineinversetzen und mit ihnen mitfiebern konnte.

MEIN FAZIT
Trotz der vielversprechenden Ausgangskonstellation und wichtigen Thematik konnte mich dieser YA-Roman wegen deutlicher Schwächen nicht wirklich überzeugen.