Rezension

Erinnerungen an die Kriegszeit im Alter

Was bei uns bleibt -

Was bei uns bleibt
von Didi Drobna

Bewertet mit 3.5 Sternen

Wie sehr die noch lebende Generation derer, die den Zweiten Weltkrieg noch erlebt haben, an den Erinnerungen leidet, zeigt dieser Roman gelungen auf.

Die 84jährige Klara wird in ihrem Lebensabend heimgesucht von den Erinnerungen an die Jahre 1944 und 1945, als sie als junge Frau in der renommierten Hirtenberger Fabrik in Österreich in der Patronenproduktion arbeitete. Zu immer höheren Produktionszahlen wurden die Arbeiterinnen von der Führung aus Berlin verpflichtet, was ihre ohnehin schwere Arbeit weiter erschwerte. Klara ist dennoch stolz auf ihre Leistung und findet unter ihren Kolleginnen so etwas wie eine Gemeinschaft. Einen anderen Blickwinkel erhält sie, als zusätzlich jüdische Zwangsarbeiterinnen ein nahes Lager beziehen und ebenfalls zur Patronenproduktion verdingt werden. Mit einer der Frauen freundet sie sich an und hilft ihr während der Verlegung ins KZ Mauthausen auf einem gewaltigen Fußmarsch. Diesen Teil ihrer Lebensgeschichte hat sie ihrem 32 Jahre alten Enkelsohn Luis nie erzählt, holt dies aber jetzt nach, als er durch Zufall von ihrer früheren Arbeit erfährt.

Geschichtlich fand ich den Roman sehr interessant. Die Hirtenberger Fabrik und der Fußmarsch der jüdischen Schutzhäftlinge bei Anrücken der Russen ins KZ Mauthausen waren mir bislang unbekannt. Sehr gelungen dargestellt ist, wie die heute alte Klara lebenslang unter diesem Teil ihres Lebens leidet und ihre Erinnerungen sie im Alter quälen. Dazu passt dann auch der eher melancholische Erzählton, der das Buch durchzieht. Das Leben der weiteren Romanfiguren – des Nachbarn Horst und seiner Tochter Dora, Klaras Enkel Luis – wird dann allerdings zu stichwortartig erzählt und so manche Frage ist offen geblieben.

Für Leser von Familiengeschichten, die zur Zeit des Zweiten Weltkriegs spielen.