Rezension

Ermitteln hinterm Deich

Friesenlüge - Sandra Dünschede

Friesenlüge
von Sandra Dünschede

Bewertet mit 4 Sternen

Der Seniorenverein „Aktive Nordfriesen“ macht einen Ausflug nach Hamburg und dazu gehört natürlich auch eine große Hafenrundfahrt. Die eben noch fröhliche Stimmung schlägt um, als der Busfahrer an den Landungsbrücken vor der Weiterfahrt die obligatorische Frage stellt, ob jeder seinen Sitznachbarn wieder habe. Erika Matzen erschrickt, draußen vor dem Bus steht niemand mehr und der Sitz neben ihr ist leer. „Heinrich ist nicht da!“ ruft sie aufgeregt und es findet sich keine Erklärung für seine Abwesenheit. Es ist nicht einmal sicher, ob er überhaupt mit an Bord gegangen war. Die Busfahrt wird schließlich ohne ihn fortgesetzt und auch abends bei der Heimkehr fehlt von Heinrich Matzen immer noch jede Spur.
Am frühen Abend wird auf der Polizeidienststelle in Hamburg Bahrenfeld eine leblose Person in einem Gebüsch im Hamburger Volkspark gemeldet. Die Einsatzkräfte eilen sofort dorthin, aber der ebenfalls gerufene Notarzt kann nur noch den Tod feststellen.

So wird es ein Fall für den neuen Leiter der Mordkommission Peer Nielsen. Der Tote wird als Heinrich Matzen identifiziert und damit wird der Mord in Hamburg auch ein Fall für Dirk Thamsen und seine Kollegen aus Niebüll. Als dann wenig später auch Erika Matzen ermordet in ihrem Haus am Deich vor Dagebüll aufgefunden wird, könnten sich die Ermittlungen als schwierig erweisen, sind doch jetzt zwei Tatorte in zwei Bundesländern auf dem Plan. Doch Dirk Thamsen und der Hamburger Kollege Nielsen verstehen sich nach dem ersten Kennenlernen recht gut und arbeiten bei den Ermittlungen intensiv zusammen. Auch Haie und Tom, Dirks Freunde sind als sozusagen „private“ Ermittler wieder mit von der Partie. Diese zweite private Ebene nimmt zwar relativ viel Raum ein, passt sich aber der Geschichte gut an. Es gibt viele Rückblicke, die immer wieder eingestreut werden und wer die früheren Romane gelesen hat, mag dies ein wenig übertrieben finden. Ich fühlte mich beim Lesen davon nicht gestört, da dies mein erster Roman von Sandra Dünschede war.

Zwei Verdächtige ziehen sich durch die Geschichte. Zum einen gibt es die Tochter des Ehepaars Matzen, sie und ihr Mann haben sich mit einem Hotel total übernommen und stehen kurz vor der Pleite. Der Verkauf des Elternhauses könnte hier die Rettung sein, steht doch dieses Haus mitten in einem Baugebiet, auf dem eine Ferienanlage entstehen soll. Nur die Matzens haben sich gegen den Verkauf immer gewehrt und damit das Projekt torpediert. Somit käme auch der Bauunternehmer, eine etwas dubiose Figur, als Täter in Frage. Doch würden beide Lösungen noch lange keine Erklärung dafür liefern, warum Heinrich Matzen während des Besuchs in der Hansestadt so plötzlich verschwunden ist. Gibt es doch eine ganz andere Erklärung für die beiden Morde?

Der Roman „Friesenlüge“ ist eine leicht zu lesende, recht spannende Lektüre, die natürlich ganz besonders geeignet ist, bei einem Besuch Nordfrieslands als Reiselektüre herzuhalten. Als Leser bekommt man sehr guten Eindruck von Land und Leuten und ist für ein paar Stunden oder Tage gut unterhalten.