Erschreckend
Bewertet mit 4.5 Sternen
Ich hatte schon länger kein Buch aus der Lynley/Havers-Reihe mehr gelesen, aber dieses hat mich wieder vollkommen begeistert und ich werde mir die fehlenden Bände auch noch besorgen.
Elizabeth George greift hier das Thema der Beschneidung bei afrikanischen Frauen auf. In London wird eine Polizistin ermordet, sie gehörte einer Sondereinheit zur Bekämpfung der Beschneidung an. Denn auch heute noch werden in GB (und vermutlich auch bei uns) Mädchen vom Kleinkindalter an heimlich beschnitten, ihre Schamlippen und ihre Klitoris werden entfernt, ihre Scheide bis auf eine winzige Öffnung zugenäht. Oft geschieht das unter schrecklich unhygienischen Bedingungen und ohne Betäubung, viele der Mädchen sterben oder leiden ihr Leben lang an den Schmerzen. Das alles, um die Mädchen "rein" zu erhalten für ihren kommenden Ehemann. Lynley und Havers machen sich zusammen mit Winston Nkata auf die Suche nach den Motiven und dem Mörder und davon gibt es reichlich. Dabei tauchen sie in eine fremde Welt ein, denn die nigerianische Community lebt nach ihren eigenen Gesetzen und erkennt die engliche Polizei vielfach nicht an. So bekommt nur Nkata einen Zugang zu den Menschen.
Das Buch schildert manchmal unerträglich grausame Praktiken, allerdings bleibt George dabei immer diskret. Trotzdem spielt die eigene Fantasie dabei eine Rolle und kann schlaflose Nächte bereiten. Elizabeth George packt das Thema sehr sensibel an, doch ihre Haltung dazu wird deutlich. Manchmal geht das auf Kosten der Spannung, aber ich halte dieses Buch für eines ihrer besten. Sie greift ja oft aktuelle soziale Themen auf und beleuchtet sie kritisch. Das ist ihr hier wieder einmal ganz hervorragend gelungen.
Dafür gibt es eine uneingeschränkte Leseempfehlung!