Rezension

Erschreckend rassistisch

Die Insel der Abenteuer - Enid Blyton

Die Insel der Abenteuer
von Enid Blyton

Bewertet mit 0.5 Sternen

Trigger-Warnung: In dieser Rezension zitiere ich rassistische Aussagen und Begriffe gegen Schwarze /People of Color.

Erstmal vorneweg: Ich gehöre nicht zu den Menschen, die einen alten Roman außerhalb der Zeit beurteilen, in der er geschrieben wurde. Wenn in einem Buch das Wort „Neger“ vorkommt, reflektiere ich es im Kontext des Romans und mache mir bewusst, warum es heute nicht mehr genutzt wird.

 

Aber bei diesem Roman Enid Blytons ist es mehr als veraltete Sprache: Der schwarze Diener Jo-Jo (schon dieser Name!) ist ein wandelndes rassistisches Moment. Als er zum ersten Mal auftaucht, wird er so beschrieben: „Jack und Lucy sahen einen Neger auf sich zukommen. Er hatte schwarze Haut und weiße Zähne und rollte seltsam mit den Augen-“ (27) Später rollt er oft die Augen, „so daß nur noch das Weiße sichtbar war“ (45). Das Klischee des „abergläubischen Negers“ wird reproduziert, indem Jo-Jo von „Wesen“ erzählt. Dass diese Dummheit nur gespielt ist, um kriminelle Machenschaften zu verstecken, macht diesen offenen Rassismus kaum besser. Zudem – auch wenn das an der Übersetzung liegen kann – wird Jo-Jos Gesicht fast durchgängig nicht als mürrisch oder verdrießlich beschrieben, sondern als „böse“. Wenn er sich unangenehm verhält, wird immer seine Hautfarbe betont. Zusammengefasst: Wem dieses Kinderbuch (!) keine eiskalten Schauer über den Rücken jagt, sollte dringend nochmal seine Einstellungen überprüfen.

 

Abgesehen davon ist auch die Beschreibung der Mädchen deutlich konventioneller als in anderen Blyton Romanen. Wie habe ich George aus den „Fünf Freunde“-Büchern geliebt! Gerade in Dolly sind unkonventionelle Mädchen die stärksten Charaktere. Die Lehrerinnen sind – wenn man die Zeit der Erscheinung bedenkt – starke, unabhängige Frauen. Hier aber sind beide Mädchen ängstlich, unvernünftig und quasi alleine (und fast unreflektiert) für die meiste Hausarbeit zuständig.

 

Fazit: Die Geschichte an sich ist spannend, abenteuerlich und der Schreibstil kindgerecht. Die Tierliebe der Jungs treibt lustige Blüten und auch an Streichen mangelt es nicht. Aber dennoch – ich würde diesen Roman keinem Kind zu lesen geben. Und auch ich werde in Zukunft – mit einem weinenden Auge – Enid Blyton deutlich kritischer sehen.

 

Die Seitenangaben sind nach der dtv junior Ausgabe aus 1990.