Rezension

Erschreckendes Alternativ-Szenario: die alten Nazis nutzen digitale Medien...

NSA - Nationales Sicherheits-Amt - Andreas Eschbach

NSA - Nationales Sicherheits-Amt
von Andreas Eschbach

Bewertet mit 4.5 Sternen

Eine Frau konnte jederzeit Hosen anziehen, ohne das es jemand seltsam fand, ein Mann dagegen, der einen Rock anzog, machte sich nicht nur zum allgemeinen Gespött, sondern fand sich mit großer Wahrscheinlichkeit kurz darauf in stattlichem Gewahrsam wieder. (...harte Zeiten für anders denkende...)

Inhalt:
Das Nationale Sicherheit-Amt, eine geheime Institution aus den Tagen des Kaiserreichs, muss sich vor Reichsführer Heinrich Himmler bewähren: in dem Kriegsjahr 1942 wird jeder Mann und jede Frau in der Rüstungsindustrie oder direkt an der Front benötigt. Mit den Daten, die bei der NSA aus dem Weltnetz gesammelt werden, ist es jedoch ebenfalls möglich, sehr effektiv Staatsfeinde wie zum Beispiel Juden aufzuspüren. So erscheint die NSA weiter nützlich. Der Analyst Eugen Lettke und die Programmiererin Helene Bodenkamp, welche eigentlich sehr gerne und effektiv bei der NSA arbeiten und auch einen Teil des Erfolgs der Institution ausmachen, wird die Arbeit allerdings nun zuwider, denn nun sind Menschenleben durch sie in Gefahr. Lettke nutzt eigentlich seine Möglichkeiten, um seine langjährigen Rachepläne zu verwirklichen sowie seine Gelüste zu stillen. Helene hingegen versucht eigentlich nur ihre große Liebe, den desertierten Soldaten Arthur zu schützen, was allerdings durch die Programme, an welchen sie selber mitarbeitet, immer schwieriger wird. Und da nun der Stab des Nazi-Regimes selber mit den Programmen der NSA arbeitet, kommen die beiden so unterschiedlichen Menschen an ihre Grenzen, um nicht aufzufliegen...

Meinung:
Mit dem Roman 'NSA - Nationales Sicherheits-Amt' stellt sich der deutsche Autor Andreas Eschbach folgende Frage: was wäre, wenn das Nazi-Regime im letzten Jahrhundert schon die Möglichkeiten der heutigen digitalen Medien hätte nutzen können? So schrieb er los und schon erhielten die Machthaber Deutschlands in dem Buch vor der Zeit des zweiten Weltkriegs nicht nur eine geballte Ladung Technik vorgesetzt, sondern hatten 1933 glatt auf die reine digitale Zahlungsweise umgestellt. Die Möglichkeiten, die sich hierdurch ergeben würden, packt Eschbach am Zopf und hält sie dem Leser mit ihrer erschütternder Fratze vor die Nase. Leider fürchte ich selber, dass es in der Realität circa 2030 mit dem ausschließlich bargeldlosen Einkaufen soweit sein wird - und nach dieser Lektüre löst das Ganze keine tollen Gefühle in mir aus. Der Autor hat für diesen Roman beeindruckend gut recherchiert und mit seiner künstlerischen Freiheit sowie der Idee zu diesem gut 800 Seiten dicken Wälzer in der Historie herumgemengt. Heraus kam eine erschreckende alternative Welt, wie sie aber wohl tatsächlich hätte aussehen können. Umso schauderhafter ist diese historische Dystopie, wie ich den Roman gerne nenne - auch wenn dies eigentlich nicht die richtige Bezeichnung sein mag. Eschbachs Hauptcharaktere sind sehr real aufgestellt und besitzen eine nachfühlbare Tiefe, welche den Leser natürlich an diese binden. So ist Helene mir doch schnell ans Herz gewachsen und dementsprechend nahe gingen mir auch ihre Erlebnisse. Wunderbar finde ich Eschbachs Anekdoten wie zum Beispiel die Gestalt des eigenwilligen Professor Kaspersky - aufheiternde Randnotizen. So bietet der Roman eine sehr interessante wie spannende Mischung aus Schrecken und Faszination, die ich wirklich ungern beiseite gelegt habe. Mit 'NSA - Nationales Sicherheits-Amt' hat der Schriftsteller erneut ein rundum gelungenen Roman geschaffen und ich muss mir eingestehen, dass ich seine Bücher viel zu wenig auf meiner Leseliste habe - da herrscht von meiner Seite dringend Nachholbedarf! Und allen Schmöker-Freunden, die historischen Romanen, mitreißende Dystopien und schicksalhafte Geschichten etwas abgewinnen können, sollten unbedingt zu diesem Werk greifen - es lohnt sich wahrhaft!

Fazit:
Die Nazis nutzen das Weltnetz und kontrollieren die Mobiltelephone - ein beängstigendes Szenario, welches Eschbach alternativ ein einer fesselnden Geschichte aufzeigt...

9,0 Sterne