Rezension

Erste Liebe zwischen zwei Kulturen

Es sei denn, es geschieht ein Wunder -

Es sei denn, es geschieht ein Wunder
von Elke Ottensmann

Ein Faith-Young-Adult Roman, die Liebe einer jungen Frau in der Herausforderung zweier völlig unterschiedlicher Kulturen.

Wir begleiten Linda, eine idealistische junge Frau mit einem starken Willen, die sich ihren Lebenstraum erfüllt, gleich nach ihrem Abitur nach Israel auszuwandern, zum Judentum zu konvertieren und für immer dort zu leben. Diesen Plan hatte sie seit ihrem 13. Lebensjahr und ihn konsequent und zielstrebig durchgesetzt. Aufgewachsen in einem christlichen Elternhaus findet sie das kirchliche Gemeindeleben oft tröge und unecht und setzt sich intensiv mit dem Judentum auseinander. Das fand ich als Leser schon sehr ungewöhnlich, gerade auch weil diese Geschichte auf wahren Begebenheiten basiert.

Linda verabschiedet sich kurz und förmlich von ihrer Familie und lässt völlig unbekümmert ihre Familie, Mutter, Vater und ihre kleine Schwester in Deutschland zurück. Schon wie der Abschied von der Familie verlief, machte es mich etwas schwer, mit der Protagonistin warm zu werden, auch wenn ich Respekt vor ihrer Courage hatte. Der Leser erlebt jedoch auch immer einen Blick aus Sicht der Mutter, die lernt ihre Tochter, nicht ohne Schmerzen, doch immer im Vertrauen loszulassen. Diese Passagen haben mich dann immer sehr angesprochen und dazu beigetragen, an der Geschichte dranzubleiben.

In Israel angekommen verläuft zunächst alles nach Plan und wir bekommen einen ganz wunderbaren Einblick in die jüdische Kultur, in den jüdischen Alltag und gerade in Zeiten dieses fürchterlichen Krieges war ich froh und dankbar es lesen zu dürfen. Doch dann muss Linda bei einem Ausflug mit ihrer jüdischen Schule hautnah einen Terroranschlag erleben, der sie tiefer erschüttert, als sie es wahrhaben will und ihr fester Wille zum jüdischen Glauben zu konvertieren kommt ins Schwanken. In dieser Zeit macht sie mit einer Freundin aus der Schule einen Ausflug über die Grenze in das Gebiet von Palästina und lernt den jungen Achmad kennen. Die jungen Leute verlieben sich auf den ersten Blick und versprechen sich wahre Liebe auf ewig. Nun wird es natürlich sehr kompliziert, denn Linda will ihre Liebe zwischen zwei Kulturen leben, der muslimisch-palästinensischen und der jüdischen Kultur und da wären ja auch noch ihre christlichen Wurzeln in Deutschland. Doch Linda, eigenwillig und zielstrebig wie sie ist, denkt, dass sich das doch prima alles unter einen Hut bringen lässt, denn der wahren Liebe kann einfach nichts im Weg stehen. Dass die rosarote Brille, die sie auf der Nase trägt mit jedem Tag größer wird und den realen Blick auf die Geschehnisse trübt, will sie nicht wahrhaben. Dann passiert etwas, mit dem sie so gar nicht gerechnet hat...

Elke Ottensmann schreibt diese Geschichte nach wahren Begebenheiten und ich konnte ihr in vielen Passagen folgen und zustimmen, ganz besonders wenn Martina, die Mutter, ihre Gedanken und Gebete in ihrem Tagebuch Gott mitteilt. Die Autorin versteht es gut die Gedanken und Gefühle der verschiedenen Generationen zu schildern, die Gebräuche und Alltagssituationen der jüdischen und palästinensischen-muslimischen Welt und mit welchen Herausforderungen und Schwierigkeiten die Menschen dort in den verschiedenen Generationen zu kämpfen haben. Sehr schön fand ich auch immer den Blick auf den einzigen und wahren Gott, der alles in der Hand hält und als Einziger Wunder vollbringen kann. Es ist eine Faith-Young-Adult-Geschichte mit etwas anderem Schwerpunkt, der jedoch von jeder Generation gelesen werden kann.