Rezension

Erstens kommt es anders...

Es sei denn, es geschieht ein Wunder -

Es sei denn, es geschieht ein Wunder
von Elke Ottensmann

Bewertet mit 4 Sternen

„...Genauso fröhlich und unbekümmert, wie die Vögel heute ihr Nest bauen, hat mein Kind heute unser Nest verlassen. Jetzt ist sie endgültig flügge geworden...“

 

Wehmut klingt aus den Worten von Martina, als ihre Tochter Linda die Reise nach Israel antritt. Linda will sich ihren Traum erfüllen. Sie ist an einer renommierten Schule angenommen wurden und will anschließend zum Judentum konvertieren. Die Entwicklung zeichnet sich seit Jahren ab.

Die Autorin hat einen abwechslungsreichen Roman geschrieben. Der Schriftstil ist ausgefeilt. Er gibt einen Einblick in das unterschiedliche Leben in Israel.

An der Midrascha, der Schule für jüdische Studien, lebt sich Linda schnell ein. Linda erhält eine Unterkunft bei den Eltern ihrer Mitschülerin Rivka. Dort wird sie mit den Regeln für das Alltagsleben in Israel bekanntgemacht.

 

„...Meine Frau und ich sind kurz nach unserer Einwanderung mit dem Touristenbus nach Bethlehem gefahren. Damals konnten wir das machen, weil wir die israelische Staatsbürgerschaft noch nicht hatten...“

 

Bethlehem liegt in Zone A. Die darf von Israelis nicht betreten werden. Durch Linda lerne ich die jüdischen Speisevorschriften kennen und erlebe, wie der Schabbat gefeiert wird.

Beim Besuch der Machpela entkommt sie ganz knapp einem Attentat. Das hinterlässt trotzdem Spuren bei ihr.

 

„...In diesem Gebäude trafen sich Muslime wie Juden zum Beten, allen war die Stätte heilig. Wozu dann diese sinnlosen Attentate?...“

 

In der Schule lernt Linda Mariana kennen. Sie kommt aus Argentinien. In Ramallah will sie eine Familie besuchen, die sie aus ihrer Heimat kennt. Linda begleitet sie. Allerdings muss sie dafür auf die strenge jüdische Kleidung verzichtet, denn es ist palästinensisches Gebiet.

Gut werden der Markt und die Lebensverhältnisse beschrieben. Ayscha zeichnet sich durch ihre Gastfreundschaft aus. Sie akzeptiert auch, dass Linda anfangs Speise und Trank ablehnt, weil sie nicht koscher sind. Deshalb bäckt sie extra eine Pizza für sie. Deutlich wird Lindas Zwiespalt zwischen ihrer Glauben und ihre Haltung. Beeindruckt ist sie von Achmad. Sie kann die Augen nicht von ihm lassen. Er erzählt aus seinem Leben.

 

„...Der Sohn bleibt im Haus seiner Eltern wohnen, das machen hier alle so. Wenn es nicht groß genug ist, wird einfach ein Stockwerk obendrauf gebaut...“

 

Linda ist verliebt. Das lässt sie ihre Lebensplanung völlig über den Haufen werfen. Sie plant die Hochzeit mit Achmad und informiert ihre Eltern darüber. In meinen Augen ist sie ziemlich naiv und blauäugig. Sie weiß nicht, worauf sie sich einlässt.

Während ihr Vater gelassen abwartet, was passiert, macht sich ihre Mutter Sorgen, die sie im Tagebuch niederschriebt.

Weil ihr Visum abgelaufen ist, kehrt Linda nach Deutschland zurück. Da sie keine Arbeit findet, fliegt sie eher als gedacht zurück. Was dann geschieht, hat sie nicht erwartet.

Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Es gibt einen guten Einblick in die unterschiedlichen Lebensverhältnisse in Israel. Mit Linda bin ich allerdings nur bedingt arm geworden. Sie erscheint mir über weite Strecken sehr ungefestigt.