Rezension

Es duftet nach Kaffee

Kaffee oder Das Aroma der Liebe - Anthony Capella

Kaffee oder Das Aroma der Liebe
von Anthony Capella

Bewertet mit 4 Sternen

Ende des 19. Jahrhunderst hat Robert Wallis nicht viel im Sinn außer seinen Freunden, dem Müßiggang und gelegentlichen schriftstellerischen Ergüssen.
Als ihm ein Job vom Kaffeehändler Samuel Pinker angeboten wird, möchte er eigentlich ablehnen, denn er fürchtet, Werbung "dichten" zu müssen. Aber Pinker hat etwas ganz anderes im Sinn: Ein Handbuch zur Kaffeeverkostung, dass weltweit Anwendung finden kann. Voller Eifer machen sich Robert Wallis und Pinker daran, unterstützt von Pinkers Töchtern und einigen Mitarbeitern.
Dieses Handbuch führt Robert auf eine Reise nach Afrika, bei dem er nicht nur etwas über Kaffee lernt, sondern auch über die Liebe und ihre Vergänglichkeit...

Schon lange auf meinem SUB, genauer gesagt seit fast zwei Jahren, lag "Kaffee oder Das Aroma der Liebe". Vor zwei Jahren ist es erschienen, und klang bei lovelybooks sehr verlockend. Also wurde es sofort bestellt. Ehrlich gesagt war es dann weniger interessant, je länger es bei mir lag.
Für eine Challenge wurde dieses Buch für mich ausgewählt, und ich habe es angefangen. Die ersten Seiten waren seltsam und die Geschichte sprach mich gar nicht an. Vor allem, nachdem ich "Die Kaffeemeisterin" so enttäuschend gefunden hatte.

Robert Wallis erzählt die Geschichte und sagt gleich in den ersten Zeilen, dass seine Lebensgeschichte eigentlich verschwendet war, weil er dank des damals berühmten Kaffeehändlers Samuel Pinter das London des 20. Jahrhunderts als Schriftsteller verpasste. Und das zutiefst bereute.
Nun fragt man sich natürlich, ob eine Geschichte lesenswert ist, wenn der Protagonist sie selbst nicht gut fand.
Aber ich breche für gewöhnlich keine von mir selbst gekauften Bücher ab, also habe ich mich weitergearbeitet.
Der Leser erfährt, dass Wallis (wie er im Laufe des Buches nur noch genannt wird) eine Handbuch zur Kaffeeverkostung mit anfertigen soll, da er sehr sprachbegabt ist. Schließlich wollte er Schriftsteller werden.
Bei diesen Treffen zum Probieren und Wörter finden lernt Wallis Pinkers Tochter Emily kennen, an die er sich sofort heranmacht. Doch über Emilys Gefühle wird Wallis und die Leserschaft lange im Unklaren gelassen.
Für Emily reist Wallis sogar nach Afrika, um dort Kaffee anzubauen, woran er allerdings kläglich scheitert.

Interessant am Buch war die Entwicklung der Kaffeeherstellung, -verarbeitung und des Marktes. Wie es der Zufall will, habe ich gerade viel über die Börse, den Markt und Buchhaltung gelernt. Viele Begriffe kamen mir also im Buch sehr bekannt vor. Als Laie ohne kaufmännische Kenntnisse könnten diese Details eher verwirren. Allerdings spielen sie auch nur teilweise eine Rolle.

Im Verlauf der Geschichte ist mir Wallis und seine naive, unbeholfene Art ans Herz gewachsen. Er entwickelt sich im Laufe der Jahre sehr wohl, allerdings behält er seinen Charakter und verändert sich nicht so stark, dass es unglaubwürdig wäre.
Ich fand es schön, dass er zurück in London seine Tätigkeit als Schriftsteller aufnahm, als wäre nichts gewesen. Der Kaffee hat ihn zwar verändert, aber nicht unendlich.
Auch seine Liebe zu Emily fand ich toll, wie sie sich formte, anpasste und vor allem umformte. Das war sehr gelungen am Buch.

Obwohl ich auch im Verlauf des Lesens einige Schwierigkeiten hatte (z.B. wer nun wer war und was mit wem hatte..), teilweise auch Schwierigkeiten, dem Schreibstil (oder Übersetzungsstil) zu folgen, fand ich das Buch unterhaltsam. Von mir gibt es vier Sterne.