Rezension

Es fehlt an Atmosphäre und Spannung

Reviver - Das Flüstern der Toten - Seth Patrick

Reviver - Das Flüstern der Toten
von Seth Patrick

Jonah Miller ist einer der besten Reviver, die es gibt. Wann immer eine Leiche in einem besonders schweren Mordfall zu befragen ist, ist er einer von wenigen, die gerufen werden. Leute wie er schaffen es, die Toten für kurze Zeit zurück ins Leben zu holen - solange die Leiche nicht zu alt oder zu übel zugerichtet ist. Seine Erfolgschancen auf Wiederbelebung und eine erfolgreiche Befragung nach dem Täter sind enorm. Doch bei einer Wiederbelebung läuft etwas schief. Zusammen mit dem Opfer holt er noch etwas anderes zurück, etwas Böses. Niemand sonst hat es gesehen und Jonah geht brav zum Therapeuten. Doch weder Therapie noch Medikamente können das aufhalten, was danach passiert. Von da an ist sein Job nicht mehr der gleiche. Die Toten scheinen immer mehr Macht über ihn zu bekommen. Sie teilen ihre Erinnerungen, sie lenken ihn, manipulieren ihn. Und niemand glaubt ihm. 
Reviver kommt mit einer spannenden, düsteren Idee daher: ein Mann, der Tote für kurze Zeit wiederbeleben kann und dabei aus Versehen etwas Böses zurück holt. Allerdings zieht sich dieser Plot über einen sehr langen Zeitraum und die wenigen gruseligen Vorfälle werden durch zähe Zwischenpassagen überlagert. Seite und Seite hat man das Gefühl, auf der Stelle zu treten. Es wird extrem viel erklärt und nacherzählt, aber als Leser hat man nur sehr selten das Gefühl, wirklich mitten im Geschehen zu sein. Spannung und Schauer wollen nicht so richtig aufkommen, man ist eher dazu verleitet, querzulesen und weiterzublättern, bis endlich wieder etwas Relevantes und Interessantes passiert. Die letzten hundert Seiten habe ich stellenweise nur noch überflogen, weil ich einfach nicht voran gekommen bin. So lange (über drei Wochen) brauche ich selten für ein Buch von fast 550 Seiten. 
Die Figuren bleiben alle recht blass und es viel mir schwer, jemanden zu finden, mit dem man richtig mitfiebern kann. Obwohl Jonah eindeutig der Protagonist ist, bleibt eine sehr große emotionale Distanz zwischen Leser und Figur. Die offensichtliche Vorliebe des Autors für Namen, die mit J anfangen, macht es nicht leichter, die Charaktere auseinander zu halten. So gibt es neben Jonah auch einen Jason (ebenfalls Reviver), einen Johnson (Detectiv) und einen J.J. (Techniker der Reviver). 
Eine tolle Idee mit viel Potenzial, leider viel zu zäh, mit zu wenig Atmosphäre umgesetzt und mit blassen Figuren, die nicht in Erinnerung bleiben. Hier wurde viel Potenzial verschenkt. Schade.