Rezension

Etwas Ermittlungsarbeit - viel Verhör...

Herztod - Katharina Peters

Herztod
von Katharina Peters

Bewertet mit 3.5 Sternen

Sie wird eingeschaltet, wenn die örtliche Polizei nicht mehr weiterweiß. Seit ihre Schwester vor mehr als zwanzig Jahren verschwand, hat Hannah Jakob ein bestimmtes Thema, das sie nun, nach einem Psychologiestudium, zu ihrer Berufung gemacht hat: Sie reist durch die Republik, um vermisste Frauen wiederzufinden. Ihr Einsatz in Hamburg mutet unspektakulär an: Die Bibliothekarin Caroline Meisner ist verschwunden. Die junge Frau lebte zurückgezogen in einer geschmackvollen Wohnung, ohne Geldsorgen. Hannah Jakob steht vor einem Rätsel, doch dann, nach zwei Wochen taucht Caroline Meisner unvermittelt wieder auf. Sie redet sich damit heraus, sie habe wegen persönlicher Probleme eine Auszeit gebraucht. Hannah Jakob jedoch glaubt ihr nicht. Am nächsten Morgen wird die Bibliothekarin tot aufgefunden: Ihr Herz wurde mit einem Dolch durchstoßen.

In ihrem ersten Fall kehrt die Kriminalpsychologin und Spezialistin für Vermisstenfälle Hannah Jakob zum ersten Mal seit Jahren in ihre Heimatstadt Hamburg zurück. Hannah Jakob ist eine toughe Ermittlerin beim BKA mit einem phänomenalen Gedächtnis für Gesprächssequenzen. Immer mit dabei: ihr Hund Kotti, ein Windhundmischling mit einem guten Gespür für Menschen. Anfangs verläuft der Fall, in den sich die Ermittlerin einschaltet, eher zäh und wenig spektakulär. Eine junge Bibliothekarin, die einfach von der Bildfläche verschwunden ist, noch dazu während ihres Urlaubs - ist das überhaupt eine Nachforschung wert?

Doch als Caroline Meisner nach zwei Wochen einfach wieder auftaucht, für ihr Verschwinden nur halbherzige Erklärungen parat hat und kurz darauf ermordet aufgefunden wird, wird deutlich, dass Hannah und die Hamburger Kollegen mit ihren Ermittlungen in ein Wespennest gestochen haben. Eine teure Wohnung, viel Geld, ein geheimnisvoller Liebhaber und mysteriöse Kontakte zum Ausland lassen die Identität der jungen Bibliothekarin in einem anderen Licht erscheinen. Doch der Fall ist wie ein verheddertes Wollknäuel, aus dem immer unglaublichere Fakten zutage treten, je mehr man davon entwirrt. Aus der Spitze des Eisbergs wird rasch eine ganze Eiswüste...

Das Aufsplittern in zahlreiche Richtungen und Handlungsstränge scheint ein Charakteristikum der Romane um Hannah Peters zu sein - dies fiel mir bereits bei 'Vergeltung' (Band 3) auf. Das mag kein ungewöhnliches Vorgehen sein, da auch einige andere Thrillerautoren damit arbeiten. Doch muss man gut aufpassen, sich in den verschiedenen Strängen einerseits nicht zu verheddern, ihnen andererseits aber auch ausreichend gerecht werden. Dies kam mir hier an manchen Stellen zu kurz: einige Aspekte werden eher nur angedeutet und knapp abgehandelt, wodurch in meinen Augen z.T. Spannungspotential nicht genutzt wurde.

Insgesamt liegt der Fokus hier nicht so sehr auf den Ermittlungen selbst, sondern vor allem auf den Befragungen und Verhören von Zeugen und Verdächtigen. Eigentlich logisch, weil dadurch Hannah Jakobs Stärke - das Merken von Gesprächssequenzen im genauen Wortlaut - ausgespielt werden kann. Allerdings bleibt dadurch für mich die Spannung teilweise etwas auf der Strecke, alles gerät durch diesen Schwerpunkt gelegentlich etwas zu langatmig.

Die Charaktere werden hier oft nur grob skizziert, was aber ausreicht, um sich als Leser ein Bild davon machen zu können. Mein Lieblingscharakter war sowieso Kotti, der Windhundmischling, der ständige Begleiter von Hannah Jakobs: unaufdringlich, zuverlässig, treu. Immer wieder hat er hier kurze Auftritte, die deutlich machen, dass sich die Ermittlerin keine bessere Begleitung wünschen könnte.

Insgesamt legt Katharina Peters (alias Manuela Kuck) mit 'Herztod' einen eher bedächtigen Thriller um die Kriminalpsychologin Hannah Jakob vor. Trotz der genannten Kritikpunkte habe ich den ersten Band der Reihe nicht ungerne gelesen, denn der Schreibstil war flüssig, und die Spannung lebte von der Frage, worauf das ganze letztendlich hinauslaufen würde.

© Parden