Rezension

Etwas ganz besonderes

Golem und Dschinn - Helene Wecker

Golem und Dschinn
von Helene Wecker

Bewertet mit 4.5 Sternen

“Sometimes men want what they don't have because they don't have it. Even if everyone offered to share, they would only want the share that wasn't theirs."

Worum es geht: 
New York 1911, Ein Dschinn wird aus einer Flasche befreit in der er mehr als 100 Jahre eingesperrt war. Doch Abeely ist nicht etwa sein neuer Meister. Dschinn erklärt dass Dschinis eigentlich ungebundene Feuergeister sind nur von einem grossen Magier eingefangen werden können. Unfähig seinen nun menschlichen Körper zu verlassen muss er sich unter die Menschen mischen und sein Leben als Abeely Lehrling in der Schmiede einrichten. 
Doch wie lange kann ein von Natur aus freier Geist sich den menschlichen Gesellschaftszwängen unterordnen? 
Auf einem Schiff nach New York wird Chava, ein Golem von ihrem Meister erweckt nur um dann mit anzusehen wie er an einer Blinddarmentzündung stirbt. 
Allein und ohne Sinn in ihrem Leben trifft sie Rabbi Avram, der gleich erkennt was sie ist. Er hilft ihr sich als Mensch durchzuschmuggeln und verschafft ihr sogar Arbeit. Unter grösster Anstrengung versucht Chava ihr Leben zu meistern ohne entdeckt zu werden. 
Als Ahmad der Dschinn und Chava der Golem aufeinandertreffen könne beide kaum fassen was der jeweilige Andere ist und endlich einen Leidensgenossen gefunden zu haben. Bei wöchentlichen Spaziergängen entdecken sie gemeinsam New York und besprechen das Leben unter den Menschen. 
“All of us are lonely at some point or another, no matter how any people surround us. And then, we meet someone who seems to understand. She smiles, and for a moment the loneliness disappears.” 

Meine Meinung: 
Fantasyroman? Gesellschaftskritik? Liebesgeschichte? Alles und doch irgendwie nichts davon. Wecker zaubert eine Welt in die man flüchtet, ohne zu wissen worauf man sich einlässt. Während Golem und Dschinn die Welt entdecken bekommt man manchmal das Gefühl dass es sehr ins philosophische abrutscht. Was macht einen Menschen aus, warum glaubt man an Gott oder überhaupt an etwas, was ist der Sinn des Lebens? 
Das stört aber herzlich wenig, verleiht dem Buch ein wenig Charm und Tiefgang. Während wir die Perspektiven von Chava und Ahmad erhalten gibt es ausserdem noch eine Handvoll Nebenfiguren die zu Wort kommen und Einblicke ins Menschsein geben. Wie ein roter Faden durchzieht ausserdem die Geschichte von Ahmads früherem Leben das Buch sodass wir mit Spannung herausfinden können wie es zu seinem Dasein als Dschinn kam. 
Ein wahrhaft magisches Buch, genau wie seine Protagonisten und trotz des Umfangs kann man nicht umhin sich noch mehr zu wünschen. Mehr Golem, mehr Dschinn, mehr New York im frühen neunzehnten Jahrhundert. 
“A man might desire something for a moment, while a larger part of him rejects it. You’ll need to learn to judge people by their actions, not their thoughts.”