Rezension

Etwas vorhersehbarer, aber dennoch fesselnder Krimi

Totengebet
von Elisabeth Herrmann

Israel in den frühen 80ern. Vier deutsche "Volunteers" leisten ihren Dienst in einem Kibbuz. Einer davon ist Rudolf Vernau. Mehr als dreißig Jahre später sucht ihn eine Israelin in seiner Berliner Kanzlei auf, sie ist auf der Suche nach ihrem Vater. Einer der vier Freiwilligen von damals hat eine junge Kibbuzim geschwängert, sie dann aber sitzen lassen, worauf diese nach der Geburt der Tochter Selbstmord beging. Neben Vernau kommen als Vater ein jüdischer Antiquar, ein aalglatter Berufspolitiker, der sich als Wolf im Schafspelz gibt (Elisabeth Herrmann erlaubt sich mit ihm eine eindeutige Anspielung auf die AfD),  sowie ein seit Jahren verschollener und für tot erklärter Aussteiger in Frage. Die Frage nach der Vaterschaft klärt sich relativ schnell, doch stirbt der Antiquar eines unnatürlichen Todes, auf den Politiker wird ein Anschlag verübt. Verdächtig ist in beiden Fällen die Tochter der Kibbuzim. Vernau, kurzfristig selbst unter Verdacht, aber auch potentielles nächstes Opfer, reist nach Israel, um der Wahrheit auf die Spur zu kommen. Dabei stößt er auf ein verdrängtes Verbrechen, dass sich vor über dreißig Jahren im Kibbuz ereignet hat und Folgen bis in die Gegenwart hat.

Anfangs bin ich etwas schlecht in den Roman hineingekommen, was u.a daran lag, dass ich schnell einen Verdacht hatte, der sich letztendlich auch bestätigt hat. Aber irgendwie hat es Frau Hermann doch geschafft, mich zu fesseln. Der Roman ist dann doch so spannend, wie man es von ihr gewohnt ist. Warum dann nur vier Sterne? Das zu erklären, hieße, zu viel vom Inhalt preiszugeben, daher schweigt hier des Sängers Höflichkeit.