Rezension

Etwas zusammenhanglos, heftig blutig - aber seeeehr cool!

Demon Road 1 - Hölle und Highway - Derek Landy

Demon Road 1 - Hölle und Highway
von Derek Landy

Schräge Hommage an das Horrorgenre

Man nennt sie auch die schwarzen Straßen, ein Wegenetz, das quer durch Amerika verläuft und auf dem verschiedene Dimensionen übereinander lagern, die Realität durcheinanderwirbeln und unsichtbare Tore öffnen, bis am Ende so ziemlich alles möglich ist und die Reisenden und Anwohner geradewegs aus der Hölle zu kommen scheinen. Wer begibt sich freiwillig dorthin, fragt ihr jetzt vielleicht? Nun, die 16-jährige Amber, die auf der Flucht vor ihren Eltern ist und sich Hilfe von dem Leuchtenden Dämon erhofft, der junge dauerplappernde Glen, der das Todesmahl loswerden muss und der stille Revolverheld Milo, von dem man nicht recht weiß, warum er den beiden hilft. Zu dritt reisen sie in einem Dodge Charger quer durch das Land, die Demon Road hoch und runter, von einem Schlamassel in den nächsten und kommen ihren Zielen Stück für Stück näher.

Das Buch ist ein einziger großer Roadtrip, der sich in viele Etappen teilt, die für sich abgeschlossen sind. Hauptfigur ist Amber, die herausfindet, dass sie nicht das gewöhnliche, unscheinbare Mädchen ist, das sie von sich glaubt zu sein und ihre Eltern nicht das langweilige, komische Paar, für das sie sie bisher gehalten hat. Eine Protagonistin zwischen Buffy und Dorothy, die es auf die Demon Road verschlägt, eine Horrorversion des Landes Oz. Statt der Yellow Brick Road gibt es staubige Straßen, statt Feen Serienkiller, statt kleiner Wichtel mordende Kinder.

Lichte Momente hat die Story – trotz des durchgängig ironischen Tonfalls - kaum. Obwohl sich die Charaktere in Gut und Böse teilen, haben sämtliche Figuren eine dunkle Seite und auch die nettesten Zeitgenossen sind mit ihrem Finger ziemlich schnell am Abzug.
Immer, wenn der Charger eine Pause eingelegt, kann man sich außerdem auf eine erhebliche Menge Blut einstellen, die sich bis zum Ende hin deutlich steigert. In den letzten Kapiteln verfällt Landy in einen wahren Blutrausch und scheint eine diebische Freude daran zu haben, in gefühlten zehn Showdowns jede Menge sinnlosen Splatter unterzubringen, den man kaum Ernst nehmen kann. Beim Zuklappen hatte ich dennoch das Gefühl, mir erst einmal die Hände waschen zu müssen.

„Demon Road“ ist mit 480 Seiten ordentlich dick und etwa zur Hälfte merkt man das auch. Hier kommt zum ersten Mal das Gefühl auf, dass 100 Seiten weniger mehr gewesen wäre. Auf einige der vielen Kampfszenen hätte man gut verzichten können.

Vermisst habe ich manchmal auch Ambers Gedanken, die mich gerade zu Beginn des Buches unversehens mitgenommen haben, dann aber angesichts der vielen Action seltener werden. Das ist schade, weil Amber eine enorme Entwicklung durchmacht, über die es durchaus lohnt, ein wenig länger nachzudenken.
Ganz generell fehlen wohl einige (ernsthafte! ;-)) Gespräche der Hauptfiguren über ihre verrückte Mission, damit die einzelnen Zwischenstopps mehr Verbundenheit erfahren. Stattdessen gibt es einen Schlagabtausch nach dem anderen, und weil die allesamt sehr witzig sind, nimmt man Landy sein stop-and-go wiederum nicht allzu übel.

Ich kann euch nicht sagen, ob Euch die Reihe ebenso gut gefällt, wie Skulduggery Pleasant, oder ob sie ihr auch nur annähernd ähnlich ist, weil ich diese bisher nicht gelesen habe (es aber schleunigst nachholen werde). Ich kann Euch aber sagen, dass ich dieses Buch verschlungen habe wie ein Dämon seine Beute, in zwei Nächten und einem Nachmittag.
Wer sich ein wenig mit dem Horrorgenre auskennt, wird viele Parallelen und Anspielungen finden – auf Stephen Kings „Christine“, den großartigen Roadschocker „Duell“, „Die Kinder des Zorns“, „Nightmare on Elm Street“, um nur einige zu nennen.
Für mich gab es unzählige Aha-Erlebnisse, für die ich das Buch wirklich liebe.

Fazit: Ich will trotz einiger Kritikpunkte so schnell wie möglich zurück auf die Demon Road! Teuflisch nur, dass ich auf Band 2 und 3 nun wohl eine Weile warten muss.