Rezension

Fachlich fundiert

Cyberkrank! - Manfred Spitzer

Cyberkrank!
von Manfred Spitzer

Bewertet mit 5 Sternen

„...Ich weiß nicht, was schlimmer ist: Müll in der Landschaft oder Müll in den Köpfen, aber ich weiß, dass beides die Chance auf Bildung, Autonomie, Freiheit, Gesundheit und Glück wesentlich einschränkt...“

 

Wie beeinflusst das digitale Leben unsere Gesundheit? Genau diese Frage untersucht der Autor im vorliegenden Buch. Dazu sollte man wissen, dass Professor Dr. Dr. Manfred Spitzer im Bereich Psychiatrie an der Universität Ulm arbeitet, und sich mit Hirnforschung und Lernprozessen beschäftigt.

Obiges Zitat stammt aus seinem Vorwort. Darauf folgt eine Einleitung, und dann kommt der Autor schnell zur Sache. In zwölf Punkten untersucht er krankmachende Einflüsse der digitalen Welt. Er beginnt mit Zivilisationskrankheiten, wendet sich dem Thema Smartphone zu, untersucht Cybersucht, Cyberstress und Cyberangst, Big Data, digitale Kindheit, digitale Jugend, Cybersex, Schlaflosigkeit und Depression.

Ausführlich geht er dabei auf die Entstehung materieller und nicht-materieller Sucht ein und erläutert die dabei ablaufenden Gehirnvorgänge. Er zeigt, dass das Belohnungssystem des Gehirn im Mittelpunkt bei der Ausbildung von Sucht steht. Immer wieder beruft er sich auf einen in der Medizin gängigen Satz: Die Dosis macht das Gift.

Die einzelnen Kapitel sind nach ähnlichen Schema aufgebaut. Zu Beginn werden wissenschaftliche Fakten dargelegt. Dann formuliert der Autor seine Thesen und wertet zu ihrer Verifizierung weltweite Studien aus. Zum Schluss zieht er ein Fazit.

Während der Autor bei Erwachsenen auch positive Effekte sieht, zeigt er bei Kindern und Jugendlichen vor allen Dingen die Gefahren der digitalen Welt auf. An dieser Stelle wird das Buch mit Sicherheit kontrovers diskutiert werden. Meine persönlichen Erfahrungen allerdings bestätigen einen großen Teil der angeführten Thesen.

Im letzten Kapitel legt der Autor dar, welche Anstrengungen notwendig wären, um die Situation nicht eskalieren zu lassen. Gleichzeitig macht er deutlich, dass ein Zurück nicht möglich ist. Es kommt darauf an, die Dosis zu begrenzen.

Der Schriftstil des Buches ist gut lesbar. Die dargelegten Fakten und Zusammenhänge sind auch für einen Laien verständlich. Vielfältige Grafiken und Bilder veranschaulichen die Ausführungen.

Ausführliche Anmerkungen am Schluss sowie eine Literaturliste vervollständigen das Buch.

Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Ich als Leser werde mit wichtigen Abläufen im Gehirn vertraut gemacht und kann, darauf aufbauend, die Ausführungen anhand eigener Erfahrungen reflektieren.

Es ist zu erwarten, dass das Buch polarisiert. Damit aber hat der Autor zumindest eins erreicht: Die Thesen werden diskutiert.