Rezension

Farbenfroh, naturbelassen und gesund - jedoch aufwendig und kostspielig

Dr. Libby´s Stoffwechsel-Kick - Libby Weaver

Dr. Libby´s Stoffwechsel-Kick
von Libby Weaver

Bewertet mit 4.5 Sternen

In unserer Zeit sind Lebensmittel stark verarbeitet, von diversen Fertigprodukten gar nicht erst anzufangen. Was das langfristig für unseren Körper bedeutet, mag Dr. Libby Weaver, Ernährungswissenschaftlerin und Biochemikerin, sich kaum ausmalen. Da kommt die Evolution kaum hinterher, unseren Stoffwechsel den sich rapide verändernden Gewohnheiten anzupassen.

Darum setzt Weaver auf möglichst naturbelassene Lebensmittel, wenig Weizen- und Milchprodukte, dafür auf für manche von uns zunächst exotische Zutaten – es sei denn, man hat schon die eine oder andere (Paleo-)Diät ausprobiert oder sich vegan ernährt.

In diesem Rezeptbuch geben sie und Cynthia Louise (unter anderem Chefköchin und Ernährungsberaterin), parallel zu Dr. Libbys Ratgeber „Stoffwechsel-Geheimnis“, konkrete Vorschläge zur Umsetzung der dort gepredigten Lebensweise. Nicht nur „zum Abnehmen“, sondern bei unterschiedlichsten Beschwerden, deren mögliche Ursachen im genannten Ratgeber detailliert erläutert werden. Auch, wenn man diesen nicht gelesen hat, findet man sich dank kurzer Zusammenfassung der wichtigsten Theorien sehr gut zurecht. Den therapeutischen Ansatz kann „Stoffwechsel-Kick“ jedoch kaum ersetzen.

Gut finde ich, dass sich schnell herauskristallisiert, wie man seine Nahrungszufuhr selber gestalten kann. Man findet hier einiges, was man so auch übernehmen kann, aber es bleibt eine Menge Raum, anhand erlernter Prinzipien eigene Gerichte zu kreieren. Dazu dient auch der Teil „Speisekammer-Grundausstattung“, was selbsterklärend ist und ein Stück Ordnung ins Ganze bringt.

Ansonsten sind die Rezepte übersichtlich in Frühstück, Smoothies und Drinks, Mittagessen, Snacks, Abendessen, Dressings und Würzsaucen und zuletzt Desserts gegliedert; außerdem gibt es ein ausführliches Glossar. Hier hätte ich mir für noch mehr Übersichtlichkeit eine weitere Unterscheidungshilfe gewünscht: zum Beispiel, wie man es in einigen Wörterbüchern hat, außen an den Seiten noch eine Markierung für den jeweiligen Bereich, oder eben verschiedene Schriftfarben (nicht nur rot). Das hätte einem das Finden beim Blättern erleichtert, aber natürlich kann man auch Klebezettel verwenden. Das ist Meckern auf relativ hohem Niveau.

Das Buch enthält zahlreiche Fotos, nicht nur zu jedem Rezept. Jedes Bild ist phantastisch und regt dank intensiver Farben den Appetit zweifelsohne an – mir haben es besonders die Desserts angetan!
Wie man ohne raffinierten Zucker und mit so wenig Mehl solche Torten backen kann, war mir zu Anfang ein Rätsel, aber nun weiß ich: man kann. Sehr gut sogar.

Jedes Rezept ist entweder vegan und/oder glutenfrei, oder es werden Anmerkungen zu veganen/glutenfreien Alternativen gegeben. So passt sich das Buch, obwohl die Originalausgabe schon 2012 in Neuseeland erschienen ist, perfekt den aktuellen Food-Trends an.

Die Umsetzung der meisten Rezepte ist nicht kompliziert, man muss sich nur gegebenenfalls an die Tasse als Maßeinheit gewöhnen. Da ich keine Küchenwaage besitze und generell eher nach Augenmaß gehe, war das für mich persönlich kein großes Problem – nach wenigem Herumprobieren. Nicht zu wiegen ist ohnehin sinnvoll: Laut Weaver soll man, abgesehen von reichlichem Grüngemüse, höchstens etwa zweimal das Volumen seines leeren Magens zu sich nehmen, was ungefähr den beiden geballten Fäusten entspricht. Damit dürfte jeder zurechtkommen, wenn es auch dürftig scheint.

Leider sind viele Zutaten, vor allem die exotischsten, nicht gerade günstig und auch nicht in jedem Supermarkt zu finden. Teilweise wächst so der Wocheneinkauf auf die Größe einer Schatzsuche heran. Manche Komponenten jedoch lassen sich im Drogeriemarkt oder in Biomärkten, oft auch in einigen Asiamärkten aufstöbern.

Letztlich stufe ich den Aufwand, den dieser Lebensstil mit sich bringt, wenn man Suchen, Preise, Zeitmangel und teilweise auch Verzicht zusammennimmt, sehr hoch ein. Besonders zu Beginn der Umstellung. Wenn man den Dreh raus und seine Speisekammer entsprechend vorrätig gefüllt hat, fällt ein Teil der anfänglichen Schwierigkeiten selbstverständlich weg.