Rezension

Feinfühlige Betrachtung der Liebe

Zeiten der Ernüchterung - Carol Edgarian

Zeiten der Ernüchterung
von Carol Edgarian

Bewertet mit 4 Sternen

Was ist Liebe? Sind es die Schmetterlinge im Bauch oder äußert sie sich nicht oftmals viel subtiler? Diese Frage beschäftigt seit jeher die Menschen. Kein Wunder, dass das Thema auch in vielen Romanen aufgegriffen wird – so auch in diesem.

Wenn Lena und Charlie eines nicht haben, dann ist es Zeit – Zeit für einander. Charlie ist fast nur am Arbeiten, Lena kümmert sich derweil um ihre beiden Kinder, den aufgeweckten Theo und die kranke Willa, und versucht nebenbei mehr Geld für die Familie heranzuschaffen, indem sie Werbetexte schreibt. Dass das nicht funktionieren kann, ist fast von vornherein klar. Durch Willas Krankheit und ihr eigenes Gefühlschaos vernachlässigt Lena immer mehr ihre Arbeit. Und Charlie merkt nicht, wie sehr ihn seine Frau eigentlich braucht und sie sich immer mehr voneinander entfernen, sondern versucht verbissen eine weitere Finanzierung für seinen Medizinroboter zu bekommen – und das in Zeiten einer schweren Finanzkrise. Immer mehr steuern Charlie und Lena auf die (familiäre) Katastrophe zu und müssen sich am Ende fragen: Gibt es die Liebe zwischen uns noch?

Liest man den Klappentext könnte man schnell zu dem Schluss kommen, dass es sich bei „Zeiten der Ernüchterung“ um eine typische Beziehungsgeschichte handelt. Doch hinter diesem Buchtitel verbirgt sich etwas ganz Besonderes.

Carol Edgarian zeichnet in diesem Buch nicht nur die Geschichte eines Paares, dass sich auseinander gelebt hat, sondern auch die einer ganzen Familie. Vornehmlich geht es um Lena und Charlie und ihre Beziehung, daneben werden zahlreiche Personen aus Lenas Familie eingeführt, die großen Einfluss auf die Entwicklung der Ereignisse haben.

Feinfühlig und mit einem klaren und detaillierten Schreibstil erzählt die Autorin von der Liebe von Lena und Charlie, denn das bemerkt der Leser schon ab der ersten Seite: Auch wenn die Beiden immer mehr voneinander wegdriften, so lieben sie sich doch. Jeder Satz, jede Seite in diesem Buch sind förmlich durchtränkt von Liebe. Auch wenn die Ereignisse stellenweise etwas ganz anderes vermuten lassen, so schafft es die Autorin doch mit ihrem Erzählstil die Tatsache, dass Lena und Charlie sich lieben allgegenwärtig zu halten. Sie macht aber auch deutlich, dass es mehr braucht, als nur Liebe, um eine Beziehung aufrecht zu erhalten.

Gerade weil der Leser fühlt, dass zwischen Lena und Charlie starke Gefühle herrschen, sich die Dinge aber völlig anders und unerwartet entwickeln, bleibt „Zeiten der Ernüchterung“ bis zur letzten Seite spannend. So ist dieses Buch nicht nur etwas für die, die gerne „typische“ Frauenromane lesen. Aber: Für den vollen Strand ist dieses Buch meiner Meinung nach nichts, denn um die Emotionalität und die Tiefe dieser Geschichte wirklich zu erfassen, braucht es Zeit, Ruhe und ein stilles Plätzchen.