Rezension

Feminismus? Nein danke!

Die Pension der gebrochenen Herzen -

Die Pension der gebrochenen Herzen
von Karine Lambert

Bewertet mit 2 Sternen

Max und seine Jugendliebe können keine Kinder bekommen und stecken nun ihre ganze Leidenschaft in die alte Schule in Paris, die sie als Pension umbauen möchten, bis Louise ihm alles vor die Füße wirft und geht. Kurz darauf wird Paul von seiner großen Liebe rausgeschmissen, weil er sie betrogen hat und zieht bei Max ein. Später folgen noch Simon, Fabrizio und Théo, die ebenfalls von ihren Frauen bzw. Freundinnen verlassen wurden und tief verletzt sind. Gemeinsam helfen sie Max bei der Renovierung, stoßen aber auch oft aufgrund ihrer unterschiedlichen Charaktere aneinander an. Einige von ihnen möchten die große Liebe zurückgewinnen, der Rest der fünf verlassenen Männer kann sich nur die Wunden lecken.

Ich habe hier eine humorvolle Geschichte über die fünf Männer erwartet, wie sie versuchen ihre gebrochenen Egos wieder aufzupolieren, ihre verlorene Beziehung und Verhalten analysieren und vielleicht sogar die jeweilige Frau zurückerobern wollen. Mit jeder Seite hatte ich aber das Gefühl, dass die Männer nur in ihrem Ego verletzt sind und sich wenig für die Fehler in der Beziehung oder die Wünsche der Frauen interessieren. Sie mögen Frauen, sind teilweise noch in die eigene verliebt, aber sehr passiv, wenn es darum geht die Beziehung zu kitten. Erst am Ende wird die vergangene Beziehung hinterfragt, die Erkenntnisse kommen aber aus dem Nichts. Im Buch gibt es keine Entwicklung bezüglich ihrer Liebesbeziehungen. Trotzdem ist es stets kurzweilig zu lesen, weil in der Pension einiges drunter und drüber geht, die Männer lustige Dinge zusammen erleben und die/der Leser/in Einblicke in die Vergangenheit der Männer, und damit auch ihren Beziehungen und den Trennungsgrund, erhält.

"Das Leben ist voller kleiner Risse. Ohne dass man es merkt, werden sie mit der Zeit immer tiefer.", S. 87

Der größte Kritikpunkt an dem Buch ist, dass die Fünf oft sehr frauenfeindlich und anti-feministisch denken. Sie sind gekränkt in ihrem Ego, in ihrer Männlichkeit. „Ich bin ein Mann. Ich bekomme einen Ständer, also bin ich. Ich denke, also lebe ich“ (Fabrizio, S. 72). Die Männer sind gekränkt, dass die Frauen nicht auf sie angewiesen sind und eigenständig ihr Leben weiterführen, zwar verletzt, aber ohne ihnen hinterherzutrauern. Blöderweise gibt es auch genug Sextoys, wodurch die Männer befürchten gänzlich überflüssig geworden zu sein. „Als Jungs haben sie alle bei jeder Gelegenheit masturbiert. Entdeckung, Erforschung, Verheißung: Heute fühlt es sich an wie eine Strafe, auf diese eine Variante reduziert zu werden“ (S. 77). Wenn wir schon beim Thema sind: Paul wird rausgeschmissen, weil er seine Frau immer und immer wieder betrügt. Versteht er aber nicht, da er jedes „Maschinchen“ nur einmal trifft, nicht einmal den Namen kennt und ja nur seine Frau über alles liebt – ist ja eigentlich gar kein Betrug, denkt Paul. Tja, sein patriarchalisches und sexistisches Verhalten hat sie aber verletzt. Fabrizio beispielsweise wurde rausgeschmissen, weil seine Freundin ihn erst heiraten möchte, wenn er mit einem Putzlappen umgehen kann. Statt es zu erlernen, macht er sich mit seinen neugewonnen Freunden darüber lustig, dass sie mit ihrem Feminismus übertreibt. Ich frage mich, was an dem gerechten Aufteilen der Haushaltspflichten heutzutage noch so erschreckend ist. Einige Textstellen und Ansichten in diesem Buch haben mir den Atem geraubt und wütend gemacht. Und die Geschichte hat auch noch eine Frau geschrieben…

Andererseits akzeptiert Max aber gleichgeschlechtliche Liebe und die Männer haben sich darüber unterhalten, dass Frauen „nicht mit einem Wasch-, Spül- oder Koch-Gen auf die Welt“ kommen und sie „es genauso unangenehm wie Männer“ (S. 136) fänden. Auch wenn die eigenen Frauen und Freundinnen sie tief verletzt haben, haben die Fünf der Allgemeinheit der Frauen nicht abgeschworen und mögen diese immer noch. Dies kommt in einem offenen Brief an alle Frauen zum Ausdruck, der mir überraschenderweise wirklich gut gefallen hat. Der beste Punkt an dieser Geschichte! Leider sind die frauenfeindlichen Aussagen nicht nur von einem Protagonisten, der lernen müsste anders zu denken oder sich damit abzufinden, dass einige Frauen fortschrittlicher werden und das Patriachat durchbrechen, wodurch sie einfach keine geeignete Partnerin für ihn wären. Das hätte mir allerdings mehr zugesagt, mit einer schönen Selbsterkenntnis am Ende.

Fazit:
„Die Pension der gebrochenen Herzen“ ist eine sehr kurzweilige und zuweilen auch unterhaltsame Geschichte über die fünf Männer, die alle verlassen wurden und nun darunter leiden. Leider gibt es wenig Entwicklung in ihrem Liebesleben und zum Schluss kommen die Erkenntnisse aus dem Nichts. Sehr gestört hat mich, dass die Männer oft sehr frauenfeindlich sind, in dem sie kaum Verständnis für deren Wünsche zeigen und über Feminismus herziehen. Ich würde dieses Buch weder Frauen empfehlen, weil diese nur verletzt werden, weil sie eigenständig und gleichberechtigt leben wollen, noch Männern, da diese womöglich noch den Eindruck gewinnen, es sei okay so sexistisch zu denken. Von der Autorin bin ich schönere und gefühlvollere Geschichten gewohnt!