Rezension

Fesselnd bis zur letzten Seite

Blutlauenen - Christof Gasser

Blutlauenen
von Christof Gasser

Bewertet mit 5 Sternen

„...Geld hat seine eigenen Regeln, im Frieden wie im Krieg. Das gilt ebenso für Gold...“

 

Cora bringt ihre Tochter Mila zum Flugplatz. Sie wird einige Zeit bei ihrem Vater in Argentinien verbringen. Als Cora ein paar Tage später allein durch den Ort bummelt, trifft sie Ludivine. Vor Jahren gehörten sie zur gleichen Clique. Ludivine möchte die alten Zeiten nochmals aufleben lassen und lädt Cora in ihre Alphütte namens Blutlauenen ein. Alle, die damals dazugehörten, sind auch erschienen. Doch am ersten Abend bricht Matteo tot zusammen. Bald gibt es den nächsten Toten. Ein Schneesturm verhindert den Abstieg von der Hütte.

Der Autor hat einen fesselnden und abwechslungsreichen Krimi geschrieben. Er verbindet gekonnt die spannende Handlung mit dem dunkelsten Kapitel der Schweizer Geschichte.

Der Schriftstil ist ausgefeilt. Er passt sich geschickt dem Inhalt an.

Kurz bevor Cora zur Hütte aufbricht, bekommt sie das Angebot, einen Artikel über in der Schweiz verschwundenes Nazigold zu schreiben. Ihr Gespräch mit vom Staal bringt die historischen Fakten auf den Punkt. Das Eingangszitat stammt daraus, eine weitere Stelle möchte ich zitieren:

 

„...Die Nazis deckten sich unter Umgehung der Wirtschaftssanktionen der Alliierten und über Schweizer Mittelsmänner weltweit mit kriegswichtigen Gütern ein. Zudem lieferten wir ihnen wichtige Rüstungsgüter...“

 

Das Brisante allerdings ist, dass Ludivines Vater, Major Spiegelberg, der Offizier war, der den Goldtransport begleitet hat. Weder das Gold noch die deutschen Soldaten sind je wieder aufgetaucht. Major Spiegelberg selbst ist seit Jahren tot. Er war in den Bergen verunglückt.

Die Geschichte wird in mehreren Handlungsebenen erzählt. Immer wieder gibt es kursiv geschriebene Rückblicke in die Vergangenheit. Das betrifft wohlgemerkt nicht nur das Jahr 1945. Jeder der Anwesenden in der Hütte hat aus früheren Jahren Leichen in seinem Keller.

Außerdem gerät ein alter Mord wieder ins Visier. Der damalige Täter lebt seit seiner Entlassung als Einsiedler in den Bergen.

Cora, als Journalist, stellt die richtigen Fragen. Sie ahnt nicht, dass auch sie in Gefahr ist.

Als auch noch der Strom ausfällt, nimmt die Belastung unter den Anwesenden zu. Sehr gut wird dargestellt, wie der einzelne in der Situation reagiert. Die Spannung untereinander nimmt zu. Spitze Bemerkungen und persönliche Angriffe bleiben nicht aus.

 

„...Die gestrenge Frau Kantonsrätin wird darüber hinwegkommen. Als Politikerin sollte sie es gelernt haben, wie man sich eine dicke Haut zulegt...“

 

Jede Kommunikation mit der Außenwelt ist unterbrochen. Ein Abstieg wäre lebensgefährlich. Der Autor versteht es ausgezeichnet, die düstere Stimmung wiederzugeben. Nur die Angst schweißt zusammen und verleitet auch zu unüberlegten Reaktionen.

Erst ganz am Schluss erschließen sich die komplexen Verstrickungen zwischen den Protagonisten. Jede einfache Lösung beim Mitdenken erwies sich als Irrweg. Geschickt werden falsche Spuren gelegt.

Ein Glossar und ein Nachwort, dass nochmals die Rolle der Schweiz im 2. Weltkrieg beleuchtet, schließen das Buch ab.

Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Der Autor versteht es eine eigentlich bekannte Idee mit völlig neuen Facetten zu versehen.