Rezension

Fesselnd mit überraschenden Wendungen

Wenn die Schatten sterben -

Wenn die Schatten sterben
von Christof Gasser

Bewertet mit 5 Sternen

Dieser Krimi von Christof Gasser ist eine Art Prequel zur Reihe rund um Dominik Dornach. Wir erleben ihn hier etwa zehn Jahre vor seiner eigenen Krimiserie.

 

Worum geht’s?

 

Rebecca „Becky“ Kolberg reist gemeinsam mit ihrem zehnjährigen Sohn aus ihrer Heimat Kiel nach Solothurn, um Abstand von ihrem bisherigen Leben zu gewinnen. Der Unfalltod ihres Ehemanns hat Becky traumatisiert. Hier in Solothurn, woher ihre adeligen Großeltern ursprünglich stammen, will sie einen Neuanfang wagen.

 

Als beim Renovierungsarbeiten im Schloss der Großeltern ein eingemauertes Skelett entdeckt wird, muss sie sich der Vergangenheit ihrer Vorfahren stellen, die sie bislang nicht wirklich interessiert hat. Anders als in Deutschland oder Österreich verjährt ein Mord in der Schweiz bereits nach 30 Jahren, weshalb Dominik Dornach, ihr Nachbar, keine offiziellen Ermittlungen anstellen darf.

 

Doch dann sterben ein alter Mann und seine Pflegerin einen gewaltsamen Tod und der leitende Staatsanwalt verdächtigt Becky. Nun schlägt Dornachs Stunde, denn er kann den ehrgeizigen Staatsanwalt, der ewig gestrige Ansichten pflegt, nicht leiden.

 

Nach und nach kommen Teile der Familiengeschichte derer von Colberg ans Tageslicht. Eine Familiengeschichte, die nicht gänzlich frei von Schuld ist.

 

Meine Meinung:

 

Christof Gasser ist ein sehr spannender Krimi gelungen. Wir dürfen uns tief in die Geschichte der Schweiz begeben, die vor und während des Zweiten Weltkrieges ein nicht besonders rühmliches Verhalten an den Tag gelegt hat. Aus Angst vor dem Überrolltwerden des Landes wie das neutrale Belgien oder die Niederlande paktiert man mit Hitler-Deutschland. Dass dabei auch handfeste wirtschaftliche Interessen eine Rolle spielen, ist auch verständlich. Die Schweiz ist abhängig von der Zulieferung von Rohstoffen, insbesondere von Kohle.

 

So können wir hier einen Krimi in zwei Zeitebenen erleben, der durch das unselige Gedankengut des Herrenmenschentums verbunden ist: Der gegenwärtige Teil rund um Becky und der andere Handlungsstrang aus 1940 rund um die couragierte Emma.

 

Geschickt flicht Christof Gasser die historischen Ereignisse ein. Der Leser erfährt Dinge, die ihm (so wie mir) nur rudimentär geläufig waren/sind. Schön unterschwellig in der Handlung, sodass Niemandem ausschließlich trockene Fakten an den Kopf geworfen werden. Das gefällt mir persönlich sehr gut. Natürlich muss ich, weil historisch sehr interessiert, einiges recherchieren. Gute Bücher, egal welchen Genres, verleiten mich immer, einer geschilderten Sache nachzugehen und mehr darüber wissen zu wollen.

 

Der Krimi selbst ist fesselnd und die Figuren fein herausgearbeitet. Zugeben finde ich Emma interessanter und sympathischer als Becky, die mir ein wenig oberflächlich erscheint. Gut, dass Dominik Dornach nicht auf ihre unterschwelligen Avancen anspringt. Ihr Sohn hingegen wirkt sehr sympathisch, da er Dominiks achtjährige Tochter Pia aus ihrem selbst gewählten Schneckenhaus herausholt.

 

Fazit:

 

Ein fesselnder Krimi, der so manches Geheimnis aus der Vergangenheit birgt. Gerne gebe ich hier 5 Sterne.